Krankenzelt

[586] Krankenzelt (Hospitalzelt), leichteste und beweglichste Form der Krankenunterkunftsstätten, die innerhalb der durch ihre Beschaffenheit gezogenen Grenzen in hygienischer Hinsicht so großen Nutzen gewährt, daß sie unter Umständen unter allen ähnlichen Einrichtungen den ersten Platz einnimmt. Mängel des Krankenzeltes sind: ungenügender Schutz gegen extreme Witterungseinflüsse, schlechte Heizbarkeit, Feuergefährlichkeit und große Luftfeuchtigkeit bei Regenwetter. Unter den meisten dieser Übelstände leidet das Pflegepersonal mehr als die Kranken in ihren Betten. In Europa wurden Zelte zuerst 1812 im spanischen Befreiungskriege benutzt, später wurden sie von Österreich sehr warm empfohlen und im Krimkriege mit Vorteil angewendet. Im größten Maßstab aber fanden sie im nordamerikanischen Kriege Verwendung. Im deutsch-französischen Kriege bestätigte es sich, daß Wunden, aber auch innere Krankheiten, besonders solche von infektiöser Natur, bei Zeltbehandlung einen viel schnellern, vollständigern Heilungserfolg aufweisen als in geschlossenen Krankenhäusern. Dabei kommt das Übergreifen ansteckender Krankheiten von einem Zelt auf das andre kaum in Frage. Das K. der deutschen Armee, das nur zur vorübergehenden Aufnahme von Kranken und Verwundeten benutzt werden soll, hat ein eisernes Gerippe, das mit Segelleinwand, bez. wasserdichtem Segeltuch bespannt wird. Die Länge beträgt 9, die Breite 6, die Höhe (Dachfirst) 4,3 m. Das Dach besteht aus Ober- und Unterdach mit Öffnungen zur Ventilation. Die Giebelwände bestehen aus zwei übereinander fallenden Vorhängen. Das Zelt nimmt zwölf Betten auf, an der einen Giebelwand ist ein Klosettraum und ein Wärter- und Geräteraum abgeteilt. Für Heizung empfiehlt sich Niederdruckwasserheizung. Zur Ableitung der Feuchtigkeit wird es mit einem 0,5 m tiefen Graben umzogen. Vgl. Tafel »Kriegssanitätswesen I«, Fig. 3.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 586.
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