Kuttenberg

[892] Kuttenberg (tschech. Hora Kutná), Stadt in Böhmen, 253 m ü. M., an der Linie Wien-Tetschen der Österreichischen Nordwestbahn und der Kuttenberger Lokalbahn gelegen, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Kreisgerichts und eines Revierbergamtes, hat 4 Vorstädte, 9 Kirchen, darunter die schöne, aber unvollendete Barbarakirche (14.–15. Jahrh.), die Jakobskirche mit hohem Turm und die Marienkirche, sämtlich in gotischem Stil erbaut, eine ehemalige königliche Burg und Münzstätte (der »Wälsche Hof« aus dem 13. Jahrh.) mit schöner Kapelle, ein Rathaus (das »steinerne Haus«) mit reichem Archiv und archäologischen Sammlungen, einen schönen gotischen Brunnen, eine Kaserne (ehemaliges Jesuitenkollegium), eine tschechische Oberrealschule, eine tschechische Lehrerbildungsanstalt (in der alten Burg Hradek), eine Handwerker-, eine Ackerbauschule, ein Ursulinerinnenkloster mit Lehrerinnenbildungsanstalt, Obst- und Gemüsebau, Dampfmühlen, Zucker- und Spiritusfabrik, Bierbrauerei, Essig- und Spirituosenerzeugung, Maschinenfabrik und Eisengießerei, Orgelbau und (1900) mit Militär (786 Mann) 14,814 tschech. Einwohner. Nördlich die ehemalige Bergstadt Gang (tschech. Kañk) mit gotischer Kirche und 1298 Einw.; nordöstlich das Dorf Sedletz mit ehemaliger Cistercienserabtei (jetzt ärarische Tabakfabrik mit über 2000 Arbeitern), großer gotischer Kirche (von 1320), Bierbrauerei und 1323 Einw. – Die Gründung der Stadt hängt mit der Entdeckung des Silbererzes zusammen; im 13. Jahrh. stand der Bergbau schon in voller Blüte. Die Stadt hatte aber in den Hussitenkriegen viel zu leiden. Eine zweite Blüteperiode war die Zeit Georgs von Podiebrad und Wladislaws II. zu Ende des 15. Jahrh., aus welcher Zeit die meisten Kunstdenkmäler stammen. K. war Residenz mehrerer böhmischer Könige, die hier wiederholt Landtage abhielten, und Sitz hervorragender Adels- und Patrizierfamilien. Im März 1485 erfolgte auf dem Landtage zu K. ein Vergleich zwischen den streitenden Religionsparteien Böhmens. Durch die Gegenreformation im 16. Jahrh. und den Dreißigjährigen Krieg geriet die Stadt und der Bergbau in Verfall. Vgl. Veselský, Fremdenführer in K. (Kuttenberg 1886).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 892.
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