Löfftz

[655] Löfftz, Ludwig, Maler, geb. 21. Juni 1845 in Darmstadt, lernte seit 1862 das Tapezierhandwerk und war sechs Jahre lang in diesem Gewerbe tätig, ehe er die Kunstschule seiner Vaterstadt beziehen konnte, die er 1870 mit der Nürnberger und 1871 mit der Münchener Kunstakademie vertauschte. Hier fand er in Wilhelm Diez einen Lehrer, unter dessen Leitung er solche Fortschritte machte, daß er schon 1873 auf die Wiener Weltausstellung ein Genrebild: der Spaziergang, schicken konnte. 1874 wurde er zum Hilfslehrer an die Kunstakademie berufen, später zum Professor ernannt, und als W. Diez von der Leitung der Malklasse zurücktrat, übernahm sie L. Von seinen nicht zahlreichen Werken, die sich in Form und Inhalt den niederländischen und deutschen Meistern des 16. und 17. Jahrh. anschließen, sind zu nennen: der orgelspielende Kardinal (1876), Geiz und Liebe, die an Holbein und Quintin Massys erinnernde Darstellung eines Geizhalses, der von einem Liebespaar umgeben ist (1879), Erasmus von Rotterdam in seinem Arbeitszimmer (im königlichen Museum zu Stuttgart), eine edle, tief ergreifende Beweinung des Leichnams Christi durch Magdalena, für die er die erste Medaille der Münchener Ausstellung von 1883 erhielt (in der Neuen Pinakothek zu München), die Himmelfahrt Marias (1889, im Dom zu Freising), eine alte Frau in ihrem Zimmer lesend (1892) und Eurydike (1898, in der Neuen Pinakothek zu München). Reinheit und Korrektheit der Zeichnung, meisterhafte Behandlung des Helldunkels und eine eingehende Charakteristik im Verein mit tiefer Empfindung sind die Vorzüge dieser Werke. In neuerer Zeit hat er auch landschaftliche Studien aus der Umgebung Münchens, aus Tirol und Griechenland gemalt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 655.
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