Lüneburger Heide

[845] Lüneburger Heide, niedriger Landrücken im preuß. Regbez. Lüneburg, der sich zwischen der Aller und Elbe 90 km weit von SO. nach NW. erstreckt. Ihre Höhe wechselt zwischen 80 und 120 m und ist am bedeutendsten nördlich von Soltau im Wilseder Berg (171 m). Der Abfall ist meist sanft, im S. kaum merklich von der Horizontallinie abweichend, im N. steiler; daher erscheint die L. H. hier, in der Ferne gesehen, als blauer Gebirgsstreifen am Horizont, von dem die Flüsse in tief eingeschnittenen Tälern herabkommen, im S. dagegen als eine endlose Ebene, durch welche die Flüsse zwischen sumpfigen Ufern und Torfmooren langsam zur Aller abfließen. Im Nordrande treten Muschelkalk und Gips an zwei Stellen zutage. Im übrigen decken Sand-, Ton- und Mergellager das tiefer liegende feste Gestein. Die L. H. ist keineswegs von steppenartiger Unfruchtbarkeit. Nirgends trifft das Auge auf kahle Hügel; selbst die trockensten Stellen sind mit Heidekraut bedeckt, und in reicher Fülle überwuchert die Heidelbeere den Boden. Wo aber hinreichende Feuchtigkeit eine mannigfaltigere Entwickelung der Vegetation möglich macht, finden sich Buchen- und Birkenwaldungen und Eichengehölze. Kiefernwälder und öde Sandstrecken treten nur an der südlichen Abdachung auf. Eine über die ganze Heide verbreitete Pflanze ist Arnica montana. Der Kultur und dem Baumwuchs stellt sich an vielen Punkten der sogen. Ortstein entgegen, eine durch Verkittung von Quarzsand mit Eisenhydroxyd entstandene feste Bodenschicht (Raseneisenstein), die nicht tief unter der Oberfläche liegt und weder Wasser noch Wurzeln durchläßt. Die Hauptprodukte der Heide sind Schafe (Heidschnucken), Buchweizen, Kartoffeln und Honig. Die Blüte des Buchweizens gibt neben der des Heidekrauts eine treffliche Nahrung für die Bienen ab. Außer Schafen und Honig bilden Kartoffeln, Heidel-, Preißel-, Erd- und Wacholderbeeren Ausfuhrartikel. Für Melioration des Bodens, Aufforstung kahler Strecken etc. wird fortgesetzt viel getan, und heute schon gewähren einzelne Gegenden einen ganz andern Anblick als vor ca. 30–35 Jahren. Eine Merkwürdigkeit sind die zahlreichen Hünengräber. Die Eisenbahnen von Harburg nach Hannover, von Harburg und von Stendal nach Bremen durchschneiden die Heide. S. die Karte »Hannover«. Vgl. Freudenthal, Heidefahrten (Bremen 1890–97, 4 Tle.); Tödter, Heidebilder (das. 1895 bis 1896, 2 Tle.); Kniep, Führer durch die L. H. (Hannov. 1900); Gräbner, Die Heide Norddeutschlands (Leipz. 1901, pflanzengeographische Monographie); Linde, Die L. H. (2. Aufl., Bielef. 1905); Kück, Das alte Bauernleben der L. H. (Leipz. 1906).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 845.
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