Lanfranc

[161] Lanfranc, berühmter Scholastiker und Kirchenpolitiker, geb. 1005 in Pavia, gest. 24. Mai 1089, lebte als Rechtsanwalt in seiner Vaterstadt, bis er aus politischen Gründen verbannt wurde, trat 1042 in das Kloster zu Bec in der Normandie, dessen Schule ihm als Prior ihre Bedeutung verdankt. 1050 trat er auf der Lateransynode gegen Berengar von Tours (s. d.) und seine Abendmahlslehre in die Schranken und galt seitdem als der eigentliche Führer der kirchlichen Theologen und vornehmste Autorität in dogmatischen Fragen. 1059 trat er in Verbindung mit Wilhelm von der Normandie, der ihn 1066 zum Abt von St. Stephan in Caën und nach der Eroberung Englands 1070 zum Erzbischof von Canterbury machte. Als solcher begründete er die ins Wanken geratene Primatialstellung Canterburys von neuem, nicht ohne Zuhilfenahme gefälschter Urkunden, und widmete den Rest seines Lebens der Reform und der Reorganisation des englischen Kirchenwesens. Seine Werke gaben d'Achery (Par. 1648) und Giles (Oxf. 1844–45, 2 Bde.) heraus. Vgl. J. de Crozals, L., sa vie, son enseignement, sa politique (Par. 1877); Moiraghi, Lanfranco di Pavia (Pavia 1889); Longuemare, L., moine bénédictin, conseiller politique de Guillaume le Conquérant (das. 1902); H. Boehmer, Die Fälschungen Erzbischof Lanfranks von Canterbury (Leipz. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 161.
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