Langland

[175] Langland, William, engl. Dichter, geb. um 1332 in der Grafschaft Shropshire, gest. 1399 in Bristol, erwarb sich eine umfassende theologische Bildung, empfing aber nur die niedern Weihen, zog nach London und verdiente sich dort seinen Unterhalt als Psalmensänger und Beter. Seine puritanische Lebensanschauung prägte sich literarisch in den »Visions concerning Piers the Ploughman« aus, einem großen, wuchtigen Gedicht, das alle Stände vom Standpunkte des Ackermanns aus satirisiert. Alle haben sie den Weg zur Wahrheit verloren; da steckt Peter der Pflüger den Kopf aus dem Ährenfeld und weist sie zurecht, heißt sie arbeiten, die Bibel lesen und der Seelsorge sich widmen. In metrischer Hinsicht griff L. auf die altheimische Alliteration zurück; in religiöser steht er zu Wiclif in naher Wechselbeziehung; in politischer hat er der kommunistischen Rebellion des Wat Tyler (1381) Losungsworte geliefert. Die »Visionen« bestanden in der ersten Redaktion aus 12 Gesängen (1362), wuchsen aber bis zur dritten Redaktion (1392) auf 23. Dann griff L. nochmals zur Feder, als es sich um den Sturz Richards II. handelte, klagte den verschwenderischen Monarchen als »Richard Ratlos« mit Prophetenzorn an, verspottete das schwache Parlament und wurde dabei, wie es scheint, mitten im Satz vom Tod abgerufen. Er war kein großer Künstler (obwohl seine Ostervision, aus der ihn das Geläute der Osterglocken erweckt, einen hohen mystischen Schwung hat), aber ein energischer Charakter und ein Schriftsteller, dessen Einfluß sich in England stark erhielt, bis die Reformation vollzogen war. Seine Dichtungen sind am besten herausgegeben von Skeat (Oxford 1886, 2 Bde.; auch in mehreren Bänden der »Early English Text Society«), mit ausführlichen Einleitungen und Anmerkungen. Vgl. außerdem Kron, W. Langlands Buch von Peter dem Pflüger (Erlang. 1885), und Jusserand, Les Anglais an moyen-âge: l'épopée mystique de W. L. (Par. 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 175.
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