Ledóchowski

[315] Ledóchowski, Miecislaw, Graf, Kardinal, geb. 29. Okt. 1822 in Gorki, gest. 22. Juli 1902 in Rom, im Lazaristenkollegium zu Warschau erzogen, erhielt 1840 die Priesterweihe und studierte dann im Jesuitenkollegium zu Rom, erwarb sich die Gunst Pius' IX., der ihn zum Hausprälaten und apostolischen Protonotar erhob, als Auditor bei verschiedenen Nunziaturen verwendete und 1861 zum Erzbischof von Theben in partibus ernannte. Im Januar 1866 von der preußischen Regierung auf den erzbischöflichen Stuhl von Posen-Gnesen berufen, um dort die katholische Geistlichkeit von der politischen Agitation fern zu halten, forderte er im November 1870 persönlich in Versailles eine Intervention Deutschlands zugunsten des Papstes und trat, als dies abgelehnt[315] wurde, an die Spitze der ultramontanen Opposition gegen das Reich, ward auch Wortführer der polnischen Nationalitätsbestrebungen; dafür ernannte ihn der Papst zum Primas von Polen. Wegen seines herausfordernden Auftretens gegenüber der Regierung zu hohen Geld- und Gefängnisstrafen verurteilt und 3. Febr 1874 verhaftet, verbüßte er 2 Jahre Gefängnis zu Ostrowo. Am 15. April 1874 wurde er vom Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten seines Amtes entsetzt, dafür 15. März 1875 vom Papst zum Kardinal ernannt. Im Februar 1876 seiner Hast entlassen, begab er sich nach Rom, wurde im März 1885 Sekretär der Breven, verzichtete im Januar 1886 auf sein Erzbistum und wurde 1892 Generalpräfekt der Propaganda Fidei. Im Posener Dom soll ihm ein Denkmal errichtet werden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 315-316.
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