Libysche Wüste

[509] Libysche Wüste, der nordöstliche Teil der Sahara, im N. vom Plateau von Barka, im O. vom Niltal begrenzt, ist ein ungeheures, von O. nach W. geneigtes, sandiges Hochland, das wegen seiner Wasser- und Vegetationslosigkeit weit weniger erforscht ist als der westliche Teil der Sahara. Ihre mittlern Teile scheinen 400–600 m hoch zu liegen (Kufra 320, Taiferbo 270, Kebabo 490 m), dabei der Boden nach S. anzusteigen. Zwischen 20 und 22° östl. L. kommen fruchtbare Landschaften, quellenreiche Weidegründe und Tibbu-Ansiedelungen vor. Weiter im O. erhebt sich steil der Dschebelen Nari; zwischen ihm und Kufra breitet sich eine völlig vegetationslose Wüstenfläche aus. Von Kufra nordwärts senkt sich der Boden, stellenweise sogar bis unter den Meeresspiegel; so liegen die Oasen Aradsch 70 m, Siwah 30, der See Sittra 25, die Oase Uliah 20 m unter dem Meeresspiegel. Geologisch ist die L. eine treppenförmig ansteigende Kalksteintafel, die im S. aus Schichten der obern Kreideformation, im N. aus tertiären Nummulitenkalken aufgebaut ist. Im O. ist der Boden, wie bei den Steinwüsten (s. Sahara), von scharfkantigen Blöcken und Steinen, seltener von Geröllen oder Feuersteinsplittern übersät. Wo Schutt und Flugsand fehlen, treten mächtige graue, auch rosig und violett gefärbte Kalksteinplatten, vom treibenden Flugsand glatt poliert, zutage. Ebenso wasserlos, wie die Felstafel im O., ist die westliche Sandwüste, in welcher der gelbe Wüstensand vom Winde zu langgestreckten Dünen aufgeweht wird. Sie ist nach Zittel die trostloseste und langweiligste Gegend, in der sich zur Unfruchtbarkeit des Bodens noch dessen Unstetigkeit gesellt. Vgl. Zittel, Briefe aus der Libyschen Wüste (Münch. 1875); Rohlfs, Drei Monate in der Libyschen Wüste (Kassel 1875); Dümichen, Die Oasen der Libyschen Wüste (Straßb. 1878); Jordan, Physische Geographie der Libyschen Wüste (Kassel 1880); Steindorff, Durch die L. W. (Bielef. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 509.
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