Wüste [1]

[441] Wüste 1) eine große, sandige, gewöhnlich in den heißen Erdstrichen der großen Continente liegende Ebene, welche in Folge großer Armuth od. völligen Mangels an Wasser fast aller Vegetation entbehrt, deshalb unbewohnt ist u. nur einzelne bewässerte u. bewachsene Punkte (Oasen, s.d.) hat. Der Wüstenboden besteht aus starren steinigen Massen, od. ist mit kiesartigem, meist leicht beweglichem Flugsand bedeckt od. auch aus Salzbänken, kochsalz- u. kalireichem Sand zusammengesetzt (daher Stein- od. Felsenwüsten, Sandwüsten, Salzwüsten) u. ist der Cultur gänzlich unzugänglich. Die W-n bilden den Gegensatz zu den gebirgigen od. hügeligen [441] Gegenden. Auch Hochebenen gemäßigter Erdstriche nehmen, weil das Wasser bald von ihnen abfließt, den Charakter von W-n an, z.B. die W. Kobi in Asien. Wirkliche W-n finden sich vorzugsweise auf dem alten Continente, namentlich zwischen dem 15. u. 31.° nördlicher Breite, welche Erdzone mit geringen Unterbrechungen vom Cap Bojador bis zum Indus eine große W. darstellt; doch auch das Innere des Australcontinents hat eine große W. von unbekannter Ausdehnung, ebenso die Westküste von Südamerika, die W. von Atacama (s.d. 1). An andern Stellen tritt dafür die Steppe (s.d.) auf. Treffliche Schilderungen der W-n u. Steppen finden sich in A. v. Humboldts Ansichten der Natur, Stuttg. 1808, 3. A. 1849, u. in Kriegks Schriften zur allgemeinen Erdkunde, Lpz. 1840; 2) in der Bibel in Arabien u. Palästina Gegenden, welche wegen felsiger Beschaffenheit u. Wassermangels nicht zum Ackerbau, sondern blos als Viehtrift (daher hebr. Midbar) dienten. So die W. Sinai od. die Wüste schlechthin, die Sinaitische Halbinsel, bewohnt von räuberischen Nomaden, wilden Thieren, Schlangen u. Skorpionen, auch als Aufenthaltsort der bösen Geister u. Dämonen gedacht. Die Syrische W. (W. Moab), begrenzte im Osten das Ostjordanland u. durch sie ging die Einwanderung der Israeliten nach Kanaan u. sie war nachher die Grenze des von den Israeliten besetzten Landes. Die W. Beersaba, auf der südwestlichen Grenze Palästinas. Die W. Juda, die größte Palästinas, auf dem östlichen u. westlichen Abfall des Gebirges Juda bis aus Todte Meer reichend; sie war theilweis bewohnt u. einzelne Theile waren die W-n Engedi, Maon, Siph, Thekoa, Jeruel. Eine nördliche Fortsetzung derselben war die W. Jericho, in welcher die Versuchung Jesu vom Teufel vor sich ging u. in welche die Geschichte vom Barmherzigen Samariter verlegt ist; dieselbe ist auch die W. am Jordan, wo Johannes predigte u. taufte. Westlich von dieser war die W. Bethaven u. W. Gibeon, welche zum Stamme Benjamin gehörten, u. v. a. nach Ortschaften, bei welchen sie lagen, benannt. W. Sur, am Nordende des Rothen Meeres, wohin Hagar, aus Abrahams Haus verbannt, floh; auch die Israeliten gingen nach ihrem Durchgange durch das Rothe Meer durch dieselbe. 3) (n. Geogr.), Große W., s. Sahara; 4) W. von Al Dschesira, W. zwischen den Flüssen Tigris u. Euphrat in Mesopotamien; 5) W. von Beludschistan, s.u. Beludschistan 1); 6) W. von Irak, Theil der Ebene von Irak; 7) W. Kobi, s. Kobi 1).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 441-442.
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