Beludschistan

[550] Beludschistan, 1) (Geogr.), asiatisches Reich, zwischen Persien, Hindostan, Afghanistan u. dem Indischen Ocean, hat gegen 9000 QM., ist größtentheils gebirgig, öde, wasserarm u. unfruchtbar. Gebirge: das Brahu- od. Halagegebirge, Sulimangebirge, Tola- u. Khojeh-Amrangebirge, mit den Spitzen Tukkatoo u. Gasel-Dan, beide etwa 11,000 Fuß hoch. Flüsse finden sich nur an der Küste, sie versiegen fast alle während der Dürre u. schwellen nur bei der Regenzeit an. Klima nur an der Küste u. in den westlichen Districten mild, sonst streng u. kalt während der einen Hälfte des Jahres, wo fast beständig Nordwinde wehen; 2 nasse (März u. Juli) u. 2 trockene Jahreszeiten. B. ist reich an asiatischen Raubthieren; ferner kommen vor Kameele, Pferde, fettschwänzige Schafe, Esel, Papageien, Pfefferfresser, Elstern (angeblich sonst nirgends in Asien); Producte: Oliven, Feigen, Asa foetida, Dattelpalmen, Indigo, Reis, Futterkräuter; Gold, Silber, Blei u. vorzugsweise Kupfer, ferner Eisen, Alaun, Antimon, Salpeter, Schwefel, Salz etc. finden sich in großer Menge, ohne daß indeß eine Ausbeute stattfindet. Acker- u. Bergbau stehn auf einer niederen Stufe. Industrie ist in den östlichen Gegenden bedeutender (Manufacturen von baumwollenen u. seidenen Zeugen, Leder u.a.), der Handel ebenfalls. Einwohner sind Beludschen (s.d.) u. Hindus, die Zahl wird zu 41/2, auch zu 21/2 Mill. angeschlagen. Theile: eigentliches B. u. Sind. Das eigentliche B., westlicher Theil B., 6600 QM., ist in 6 Provinzen (Kelat, Sarawan, Kutsch-Gundawa, Djalawan, Lus, Makran) getheilt; Hauptstadt Kelat. Die Wüste von B. breitet sich, 63 Ml. lang u. 42 Ml. breit, im Norden in der Provinz Makran u. in Afghanistan aus, besteht aus Flugsand mit einigen Oasen mit Wasser; ist Aufenthalt wilder Thiere u. wird von tödtend heißen Winden durchstrichen, auch von kühleren, wodurch oft gefährliche Sandhosen aufgewirbelt werden. 2) (Gesch.). Die frühere Geschichte B-s ist die von Persien, mit welchem Lande u. mit Afghanistan (s.d.) es lange vereinigt war. Die Herrscherwürde ist dort in dem Geschlechte Kumburnis (so nach dem ersten Schah Kumbur benannt, dessen Vorfahren bereits seit 200 Jahren dort sehr angesehen waren) erblich. Als Nadir Schah auf seinem Eroberungszuge nach Indien nach B. kam, zwang er den damals regierenden Abdallah Khan, ihm seine beiden Söhne, Nassir u. Hadschi Muhammed, als Geiseln zu stellen. Nach Abdallahs Tode gab Nadir Schah das Land dem Hadschi [550] Muhammed zu Lehn; da dieser aber schlecht regierte, so erhielt sein Bruder Nassir Khan, nachdem Hadschi Muhammed ermordet worden war, die Regierung; er regierte gut. Unter dem neuen Schah, Achmed Khan, erklärte sich Nassir Khan 1758 für unabhängig, u. obgleich Achmed Khan ihn mit Krieg überzog, erlangte er doch von Nassir Khan nichts weiter als das Versprechen, ihm Hülfstruppen zu stellen. Nassir Khan erweiterte sein Gebiet nach Persien hin, verlor aber Sind u. st. 1795 zu Kelat. Ihm folgte Mahmud Khan, der 1809 Makran abtreten mußte. Derselbe besaß übrigens nur wenig Gewalt über die einzelnen Häuptlinge, nur im Kriege war er mächtig. Mehrab Khan, unter dessen Regierung 1839 die Briten Kelat belagerten u. eroberten, wurde bei dieser Gelegenheit vertrieben; er kehrte aber zurück u. ließ die englische Besatzung ermorden. Bei einem erneuten Angriff der Briten auf Kelat blieb Mehrab Khan 1839, u. 1841 erhielt sein Sohn Nassir Khan B. als britisches Lehnsfürstenthum, doch hat sich der britische Einfluß nicht erhalten können. In dem Kriege Persiens gegen die Afghanen u. Herat, 1856, haben sich die Beludschen mehr zu Persien gehalten.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 550-551.
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