Mariānen

[291] Mariānen (Ladronen, »Diebsinseln«), Inselgruppe im nordwestlichen Teil des Stillen Ozeans (s. Karte bei Artikel »Karolinen«), zwischen 13–21° nördl. Br. und 145–146° östl. Länge, eine von N. nach S. gestreckte Reihe von 15 Inseln, 1140 qkm groß mit etwa 11,500 Einw. Unter 16° nördl. Br. teilt sie ein Kanal in zwei Abteilungen. Die südlichen Inseln bestehen aus gehobenem, von vulkanischem Gestein durchbrochenem Korallenkalk; die Küsten sind von Korallenriffen umgeben, hinter denen gute Häfen liegen. Zu ihnen gehören die südlichste und größte, das amerikanische Guam (s. d.) mit etwa 9000, Rota mit 481, Tinian mit 45 und Saipan (s. die Einzelartikel) mit 1798 Einw. Die nördlichen Inseln sind vulkanischen Ursprungs; sie tragen zum Teil noch tätige Vulkane und werden häufig von schweren Erdbeben heimgesucht. Das Klima ist gesund, Pflanzen- und Tierwelt wie auf den Karolinen. Die Bewohner der Inseln, die Chamorro, waren bei der Entdeckung durch Magalhães sehr zahlreich und hatten eine gewisse Kultur, nahmen aber durch Kriege mit den Spaniern und dann durch Krankheiten so rasch ab, daß man tagalische Familien aus Luzon einführte. Die jetzige Bevölkerung besteht aus einem Gemisch von Chamorro und Tagalen und Karoliniern. Eine Epidemie raffte 1856 die Hälfte der Bewohner hinweg. Landbau wird nur in beschränktem Maße betrieben, das Hauptprodukt ist Kopra. Tierzucht, Fischerei und Jagd treten hinzu. – Die Vereinigten Staaten behielten nach dem Kriege mit Spanien 1898 die Insel Guam (s. d.), Deutschland erwarb 1899 die andern Inseln (626 qkm) durch Kauf. Sitz des deutschen Bezirksamtmanns ist Saipan. Auf den deutschen Inseln wohnten 1903 außer 2506 (1904: 2646) Eingebornen 7 Deutsche, 3 Spanier, 4 Südamerikaner, 24 (1904: 47) Japaner, 3 Malaien. Die Ausfuhr hatte 1902/03: 175,700, die Einfuhr 57,800 Mk. Wert. Durch die Kabel Guam-Yap-Menado (1905), Guam-Philippinen und Guam-Midway-Hawaï-S. Francisco haben die M. sowohl über Asien als auch über Amerika telegraphische Verbindung mit Europa. – Die Gruppe wurde 1521 von Magalhães entdeckt und Ladronen, von den Spaniern 1668 aber nach der Witwe Philipps IV. mit dem jetzigen Namen benannt. Vgl. Monteroy Vidal, El archipiélago Filipino y las islas Marianas etc. (Madr. 1886); Finsch, Karolinen und M. (Hamb. 1900); Hassert, Die neuen deutschen Erwerbungen in der Südsee (Leipz. 1903); Costenoble, Die M. (im »Globus«, Bd. 88, 1905); Wegener, Deutschland im Stillen Ozean (Bielef. 1903) und die »Jahresberichte über die Entwickelung der deutschen Schutzgebiete« (Beilage zum »Deutschen Kolonialblatt«).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 291.
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