Matabēleland

[422] Matabēleland (Matebeleland), ehemaliges Reich in Südafrika (s. Karte bei Artikel »Kapkolonie«), jetzt zu Süd-Rhodesia gehörig, unter Verwaltung der Britisch-Südafrikanischen Gesellschaft, zwischen 19–22° südl. Br., begrenzt von Nordwest-Rhodesia jenseit des Sambesi im N., der portugiesischen Kolonie Mosambik im O., der britischen Kolonie Transvaal jenseit des Limpopo im S. und Khamas Reich im W. Nach englischen Angaben 14,704,300 Acres, nach deutschen Berechnungen mit Maschonaland (s. d.) zusammen 391,000 qkm groß, hat es (1901) 187,600 Einw. (Matabele, Maschona, Makalaka, Hottentotten, Buschmänner) und Europäer 17000 (sowie Asiaten [900]). Es zerfällt in 11 Distrikte. Das Gebiet, 1100–1500 m ü. M., wird von SW. nach NO. durchzogen von einer breiten Wasserscheide, im westlichen Teile Matoppo-, im nordöstlichen Isiorunieberge genannt, von der zahlreiche Flüsse zum Sambesi (Guay, Sanjati), zum Limpopo (Schascha) und zum Indischen Ozean (Sabi) abfließen. M. hat abbauwürdige Goldlagerstätten. Das fruchtbare Hochland der Wasserscheide ist reich an Mineralien, Weide- und Ackerland (Weizen), wo Europäer eine gute Heimat finden können. Auch die Abhänge dieses Hochlandes nach S. und NO. sind wohlbewässert, in den fruchtbaren Tälern reisen Reis, Zucker und Baumwolle, die Berge sind ebenfalls reich an Mineralien. Die zum Sambesi und Limpopo sich hinziehenden Ebenen sind nicht gut bewässert und teilweise mit dichtem Gebüsch bedeckt; im Limpopotal gedeihen Rinder gut, während das Sambesital vornehmlich Jagdgrund ist; hier tritt auch die Tsetsefliege auf. Das Klima ist hier für Europäer durchaus unzuträglich. Aufblühen der Hauptort und Sitz der Behörden ist Buluwajo (s. d.), das mit Kapstadt 1897 und in den folgenden Jahren mit Salisbury (weiter mit Beira) durch Eisenbahn verbunden ist. – Das Matabelereich wurde jenseit des Limpopo auf dem Gebiete der unterliegenden Maschona und Makalaka (s. d.) gegründet durch Moselikatse (Umselekazi), der sich 1818 von den durch Tschaka tyrannisierten Sulu trennte und 1824 die im Osten des vormaligen Oranje-Freistaats wohnenden Makololo verdrängte, dagegen 1831 durch den Basutohäuptling Moschesch besiegt und 1837 durch Buren und Sulu verscheucht ward. 1870 folgte Lobengula. Nach den Reisen von Mauch und Baynes begann infolge des bereits im Altertum bekannten Goldreichtums von Maschonaland (s. d.) nach 1880 ein starker Zuzug von Goldgräbern. 1888 schloß England mit Lobengula einen Vertrag, nach dem dieser ohne Zustimmung Englands weder Land verkaufen noch das Graben nach Gold gestatten durfte. 1889 wurde M. als in die britische Interessensphäre fallend erklärt und (ungeachtet des Einspruches Portugals) der Britisch-Südafrikanischen Gesellschaft übergeben. Diese machte in Maschona- und Makalakaland Mount Hampden zum Hauptsitz, legte eine fahrbare Straße an und sicherte sie durch Forts, die alle telegraphisch untereinander und mit der Kapkolonie verbunden wurden. Das eigentliche M. mit der Residenz des Königs, Gubuluwajo (jetzt Buluwajo), wurde zunächst von den Unternehmungen der Gesellschaft nicht berührt. Die Londoner Mission hatte wenig Erfolge, da Lobengula den Übertritt zum Christentum mit dem Tode bedrohte. Als aber die räuberischen Matabele 1893 ihre gewohnten Raubzüge nach Maschonaland machten und europäische Ansiedler gefährdeten, erklärte die Gesellschaft den Krieg. Lobengula, 1. Nov. am Bembesifluß, nordöstlich von Gubuluwajo, geschlagen, floh mit den Trümmern seines Heeres nach Norden, wo er 1894 starb. Danach unterwarfen sich alle Häuptlinge. Die englische Regierung übergab die Verwaltung von M. der Gesellschaft, aber unter Oberaufsicht des Ministers für die Kolonien; den Eingebornen wurden bestimmte Distrikte (Reservations) zum Aufenthalt angewiesen. Als nach dem Einfall Jamesons (1895) in Transvaal die Matabele sich erhoben (1896), wurde im Oktober d. J. der Aufstand niedergeschlagen. Vgl. Mauch, Reisen im Innern von Südafrika (Gotha 1874); Oates, Matabele Land and the Victoria Falls (2. Aufl., Lond. 1889); Mathers, Zambesia, England's El Dorado (das. 1891); Newman, M., and how we got it (das. 1895); Powell, The Matabele Campaign 1896 (4. Aufl., das. 1901); Map of Mashonaland, M. (1: 1,000,000, das. 1900) und Literatur bei Artikel »Rhodesia«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 422.
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