Mohrrübe

[25] Mohrrübe (Möhre, Daucus L.), Gattung der Umbelliferen, ein- oder zweijährige, gewöhnlich borstig rauhhaarige Kräuter mit mehrfach fiederteiligen Blättern mit schmalen oder kleinen Segmenten, vielblätterigen oder fehlenden Hüllen und Hüllchen, weißen Blüten, oft purpurschwarzer, steriler innerster Blüte und vom Rücken abgeflachter, länglicher,stacheliger Frucht. Etwa 60 Arten im Mittelmeergebiet und dem Orient, auch in Abessinien, Nordamerika, Chile, Argentinien, Australien. Die gemeine M. (gelbe Rübe, D. Carota L., s. Tafel »Futterpflanzen I«, Fig. 10), zweijährig, 30–60 cm hoch, mit gefurchtem, steifhaarigem Stengel, doppelt oder dreifach gefiederten Blättern mit fiederspaltigen Blättchen und länglich-lanzettlichen Zipfeln, vielblätterigen Hüllen und Hüllchen, drei- oder fiederspaltigen Hüllblättchen, wächst in Europa und wird vielfach der Wurzel halber angebaut, die, ursprünglich dürr und holzig, durch die Kultur fleischig, süß, rot oder gelb geworden ist. Die M. gedeiht in jedem gut zubereiteten, dungkräftigen Boden, wenn er nicht zu bindig ist, und liebt hauptsächlich Tiefgrundigkeit, Frische und Lockerheit und sonnige Lage; bei Mangel an Kalk sinkt der Zuckergehalt (vgl. Futterbau). Bei den Futtermöhren kommt es hauptsächlich auf großen Ertrag an; die zartern, zuckerreichen Möhren (Frankfurter Möhre, s. Tafel »Gemüsepflanzen I«, Fig. 13), die sich allmählich zuspitzen, und die noch feinern Karoten (Karotten, Hornmöhren, Pariser und Holländische Karotten, Fig. 11 u. 12), die kurz, unten rundlich abgestumpft sind und in ein dünnes Würzelchen auslaufen, werden gegessen. Zur Aussaat mischt man den Samen mit feuchtem Sand, läßt ihn keimen und sät ihn dann in Reihen, die 20–45 cm voneinander entfernt sind, wobei man die Samen am besten in 2–3 cm tiefe, 8–18 cm voneinander entfernte Löcher legt und mit guter Komposterde deckt. Jäten, Behacken, Verstellen und abermaliges Behacken bilden die weitere Bearbeitung. Vor der Ernte schneidet man das Kraut ab und hebt dann die Rüben bei trocknem Wetter aus. Sie lassen sich bei zweckmäßiger Lagerung recht gut bis zum Frühjahr aufbewahren. Samenmöhren werden sorgfältig im Keller überwintert. Man beschneidet sie bis gegen die Herzblätter, steckt sie in kaum angefeuchteten Sand und setzt sie zur Zeit der Baumblüte an sonnigen, geschützten Stellen in Gärten fußweit voneinander. Feinde der M. sind: die Möhrenfliege (s. d.), deren Larve, wie der Engerling und der Drahtwurm (Elater segetis), die Wurzeln beschädigt, die Raupe der Flöhkrauteule (Mamestra persicariae), die das Kraut abfrißt, die Mohnblattlaus (Aphis papaveris), welche die obern Stengelteile aussaugt. Im Gemenge mit Trockenfutter sind die Mohrrüben ein gedeihliches Futter für alle Haustiere und eignen sich auch zur Mästung; besonders sind sie für Schafmütter und Lämmer, für Pferde und Geflügel sehr zu empfehlen, auch für Kühe und Schweine jedem andern Wurzelgewächs, besonders den Kartoffeln, vorzuziehen. Auch das Kraut wird von Kühen gern gefressen. Möhren enthalten:

Tabelle

(vgl. auch die Tafeln »Futtermittel« und »Nahrungsmittel«). Der gelbe Farbstoff ist Karotin. Aus dem Saft bereitet man einen Sirup; geröstete Mohrrüben dienen als Kaffeesurrogat. Die Überführung der wilden Form der M. in die Kulturform gelingt in wenigen Generationen. Schon die Griechen und Römer zogen die M. in ihren Gärten, und auch Karl d. Gr. empfahl sie als Kulturpflanze.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 25.
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