Moorleichen

[124] Moorleichen, in den Mooren Norddeutschlands und Dänemarks gefundene Menschenleichen aus vor- und frühgeschichtlicher Zeit, die durch ihre stets mehr oder minder gut erhaltene Kleidung ein helles Licht auf die Tracht unsrer Väter werfen. Der Verbreitungsbezirk der M. reicht von Ostfriesland über die Elbe, Holstein, Schleswig und Jütland bis zu den dänischen Inseln; er umfaßt, da sie der Zeit zwischen 200 und 400 n. Chr. angehören, die Sitze der Friesen, Chauken, Sachsen, Angeln und Dänen. Aus dem vorherrschenden Befund ergibt sich, daß die M. mit großer Wahrscheinlichkeit Opfer eines Strafverfahrens sind, das schon Tacitus bei den Germanen kennt, nicht aber Verunglückte oder Ermordete. Unter den bisher bekannten mehr als 20 Funden sind ebenso viele Frauen wie Männer. Vgl. Handelmann u. Pansch, Moorleichenfunde in Schleswig-Holstein (Kiel 1874); Mestorf, Moorleichen (im 42. Bericht des Schleswig-Holsteinischen Museums vaterländischer Altertümer bei der Universität Kiel, das. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 124.
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