Morgan [2]

[142] Morgan (spr. mórgän), 1) Sidney, Lady, engl. Schriftstellerin, geb. um 1785 (nach andern 24. Dez. 1780) in Dublin, gest. 13. April 1859 bei London, war die älteste Tochter des Schauspielers Owenson, wurde Gouvernante, Dichterin und Theaterkritikerin, schrieb einen Roman in Nachahmung des »Werther- (-St.-Clair«, 1804), hatte aber mehr Erfolg mit Schilderungen aus IrlandWild Irish Girl«, 1806; »O'Donnel«, 1814, u.a.). Nach ihrer Verheiratung mit dem Arzt Sir Charles M. bereiste sie 1816–1823 Frankreich und Italien, worauf sie nach Dublin zurückkehrte. Ihren Ruf begründete sie durch die Werke: »France« (1817, 2 Bde.), eine geistreiche, aber oft einseitige Schilderung der französischen Zustände, und »Italy« (1821, 2 Bde.). Als Frucht eines nochmaligen Aufenthalts in Frankreich und eines Besuchs in Belgien veröffentlichte sie »France in 1829« (1830) und den Roman »The princess, or the Beguine« (1835). »Passages from her autobiography« erschienen 1850. Ihre »Memoirs, autobiography, and correspondance« sind herausgegeben von W. H. Dixon (3. Aufl., Lond. 1865, 2 Bde.). Vgl. Fitzpatrick, The literary and personal career of Lady M. (Lond. 1860).

2) Lewis Henry, Soziolog, geb. 21. Nov. 1818 zu Aurora im Staate New York, gest. 17. Dez. 1881 in Rochester, studierte Rechtswissenschaft und gehörte später der Vertretung seines Heimatsstaates an, seit 1868 als Mitglied des Senats. Er betrieb vorzugsweise soziologische Studien, insbes. über die Indianerstämme, und schrieb: »The league of the Iroquois« (Rochester 1851; neue Ausg. von Lloyd, 1904, 2 Bde.); »Systems of consanguinity and affinity of the human family« (Washingt. 1869), eine Vorarbeit zu seinem Hauptwerk: »Ancient society« (New York 1877; deutsch von Eichhoff u. Kautsky: »Die Urgesellschaft. Untersuchungen über den Fortschritt der Menschheit aus der Wildheit durch die Barbarei der Zivilisation«, Stuttg. 1891); ferner »The house and house-life of the American aborigines« (Washingt. 1881) sowie eine Monographie über den Biber: »The American beaver and his works« (Philad. 1868).

3) John Pierpont, amerikan. Finanzmann, geb. 17. April 1837 in Hartford (Connecticut), genoß als Sohn eines Bankiers eine gute Erziehung, studierte in Göttingen und trat 1857 in ein Bankgeschäft, machte sich 1871 selbständig, gründete 1895 eine Bankgesellschaft, die hauptsächlich verkrachte Eisenbahnen erwarb, um sie zu sanieren. Mit reißend anwachsendem Kapital arbeitend, unternahm die Gesellschaft seit 1899 die Einführung europäischer Anleihen auf dem amerikanischen Geldmarkte, gründete 1900 den Stahltrust und zu dessen Unterstützung 1902 einen riesigen Schiffahrtstrust unter Einverleibung englischer und Beteiligung deutscher Reedereien (Weiteres s. Dampfschiffahrt, S. 469). Die letzten Unternehmungen haben sich aber nicht zu befestigen vermocht.

4) James Appleton, Shakespeareforscher, geb. 2. Okt. 1845 zu Portland in Maine (Nordamerika), lebt als Sachwalter seit 1871 in New York. Um seine Theorie des Ursprungs der Shakespeareschen Stücke der Folio-Ausgabe von 1623 zu stützen, gab er die[142] »Bankside Edition of Shakespeare« (1888–92, 20 Bde.) heraus und schrieb: »The Shakespearean myth« (1880; deutsch, Leipz. 1885); »Shakespeare in fact and criticism« (1884); »A study in the Warwickshire dialect« (1884); »Shakespearean commentators« (1885); »Digesta Shakespeareana« (1887). 1885 begründete er die New Yorker Shakespeare-Gesellschaft.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 142-143.
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