Rochester [1]

[38] Rochester (spr. róttschester), 1) Stadt (city) in der engl. Grafschaft Kent, am schiffbaren Medway, über den eine lange steinerne Brücke von elf Bogen und eine eiserne führen, uralter Bischofssitz, hat eine um 600 von Ethelred gegründete, vom 11.–13. Jahrh. neuerbaute, 1871–75 von Scott renovierte Kathedrale, mehrere andre Kirchen (St. Margaret, St. Nicholas) von altertümlicher Bauart, eine Synagoge, ein Rathaus (von 1687), eine Kornbörse (mit Freibibliothek und Museum), ein Grafschaftsgericht, Militärhospital und eine lateinische Schule (1544). Auf einer Anhöhe beim Flusse steht das von öffentlichen Anlagen umgebene, von der Stadt angekaufte Schloß, von Bischof Gundulf, einem Gefährten Wilhelms des Eroberers, auf römischer Grundlage erbaut. Sein mächtiger Turm hat 21 m im Quadrat und ist 33 m hoch, ähnlich dem Tower in London und noch wohl erhalten. R., dessen Bevölkerung (1901) 30,590 Seelen betrug, bildet mit einer Vorstadt Strood, am linken Ufer des Medway, und Chatham (37,057 Einw.) eine zusammenhängende Ortschaft, die ringsum von Festungswerken umgeben ist. Zum Hafen gehörten 1903: 1033 Schiffe mit 59,983 Ton. Gehalt; es liefen hier einschließlich Chatham 1541 Schiffe (darunter 1244 Küstenfahrer) von 420,127 T. ein. Der Wert der Einfuhr betrug 302,349 Pfd. Sterl., die Ausfuhr ist gering. Der Küstenhandel ist bedeutend. R. ist Sitz eines deutschen Vizekonsuls. Der britische Name Rochesters ist Dourbryf (»schneller Fluß«), von den Römern in Durobrivae umgewandelt. Von den Sachsen wurde die Stadt Hrof's Ceaster genannt, nach einem ihrer Heerführer. In der Nähe Cobham Hall (s. Cobham). – Name mehrerer Städte der nordamerikan. Union: 2) Hauptstadt der Grafschaft Monroe und (durch Charlotte Harbor) Einfuhrhafen sowie wichtiger Bahnknotenpunkt im Staat New York, zu beiden Seiten des Geneseeflusses, der sich 12 km unterhalb (bei Charlotte) in den Ontariosee ergießt und bis hierher Seeschiffen zugänglich ist, mit der kath. Patrickskirche in gotischem Stil, Stadthaus mit 53 m hohem Turm, Gerichtshaus, Powers Building mit Gemäldegalerie und 62 m hohem Turm, presbyterianischer Kirche und (1900) 162,608 Einw., darunter 17,330 in Deutschland Geborne. Die Industrie erzeugte 1900 in 2616 Betrieben durch 33,408 Arbeiter für 69,129,820 Doll. Waren, 307 Kleiderfabriken mit 4672 Arbeitern für 11,138,220 Doll., 60 Schuhfabriken mit 4485 Arbeitern für 6,933,111 Doll., 14 Kornmühlen für 3,010,539 Doll., 13 Brauereien, 73 Gießereien und Maschinenwerkstätten, Fabriken für photographische Apparate (Eastman Kodak Company), Möbel, Zigarren, Chemikalien, Sägemühlen. Sehr starke Wasserkraft (etwa 35,000 Pferdekräfte) liefert der Genesee durch seine drei Fälle (20,7,5 und 25 m), er ist mehrfach überbrückt, und durch einen 260 m langen, 14 m hohen Aquädukt wird hier der Eriekanal über den Fluß geleitet. Bildungsanstalten sind die Universität von R., die Free Academy, ein theologisches Seminar (mit Neanders Bibliothek), das Wagner-College, eine Gewerbschule, das Athenäum mit großer Bibliothek u.a. Unter den mildtätigen Anstalten sind ein Irrenhaus, eine Taubstummenanstalt, ein Asyl für verwahrloste Kinder zu erwähnen. Sehr bedeutend sind die Baumschulen und Handelsgärtnereien der Umgegend. – 3) Hauptstadt der Grafschaft Olmsted in Minnesota, an beiden Ufern des Zumbroflusses und an zwei Linien der Chicago-Nordwestbahn, hat Elevatoren, Kornmühlen, bedeutenden Getreidehandel und (1900) 6843 Einw. – 4) Stadt in New Hampshire, Knotenpunkt von drei Bahnen, hat große Flanell- und Schuhfabriken und mit Einschluß von Gonic, North- und East-R. (1900) 8466 Einw. – 5) Stadt in Pennsylvanien, am Zusammenfluß des Ohio und des Beaver River, mit Glasfabriken, Hobelmühlen, Ziegeleien, Kohlengruben, Naturgasquellen, Steinbrüchen und (1900) 4688 Einw. – 6) Stadt in Indiana, Hauptstadt der Grafschaft Fulton, an der Eriebahn, hat Maschinen- und Brückenwerke, Getreidehandel und (1900) 3421 Einw.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 38.
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