Most [2]

[182] Most, Johann Joseph, Sozialdemokrat, geb. 5. Febr. 1846 in Augsburg, gest. 17. März 1906 in Cincinnati, erlernte die Buchbinderei, widmete sich sodann der sozialistischen Schriftstellerei und redigierte längere Zeit die »Freie Presse« in Berlin. M. benutzte seine nicht unbedeutende Volksberedsamkeit zu zynischer Verhöhnung der Religion, Moral und Vaterlandsliebe und erntete dafür zahlreiche Gefängnisstrafen (41/2 Jahre), die aber seinen agitatorischen Eifer nur anfeuerten. 1874–78 war er Mitglied des deutschen Reichstags, wurde aber 1878 nicht wieder gewählt. Auf Grund des Sozialistengesetzes ausgewiesen, ging er nach London und gründete daselbst eine neue sozialistische Zeitung, »Die Freiheit«, in der er so maßlose Ansichten in so zynisch-frecher Form verfocht, daß selbst die deutschen Sozialdemokraten ihn verleugneten. Wegen eines solchen Artikels über die Ermordung Alexanders II. von Rußland im Juni 1881 von den englischen Gerichten zu 11/2jähriger Zwangsarbeit verurteilt, ging er, entlassen, nach New York, wo er »Die Freiheit« weiter herausgab, 1886 und wiederum 1887 aber wegen Aufreizung zu gewaltsamer Empörung zu Kerkerstrafen verurteilt wurde. Unter seinen Schriften befinden sich das »Proletarierliederbuch« und eine gegen Mommsen gerichtete Schrift über die römische Geschichte.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 182.
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