Mounier

[198] Mounier (spr. munjē), Jean Joseph, franz. Politiker, geb. 12. Nov. 1758 in Grenoble, gest. 26. Jan. 1806, wurde 1783 Richter in Grenoble, 1788 Sekretär der Stände des Dauphiné und 1789 zum Deputierten für die Generalstände gewählt. Auf seinen Antrag erklärte sich der dritte Stand als die Nationalversammlung und leistete 20. Juni 1789 den bedeutungsvollen Schwur im Ballhaus. Aber M. sah sich bei seiner gemäßigten Gesinnung bald von der politischen Bewegung überflügelt und schloß sich den Monarchisten an. Nachdem die Versammlung den Beschluß gefaßt hatte, nach Paris überzusiedeln, reichte er seine Entlassung ein und begab sich, nach einem vergeblichen Versuch, selbständige Provinzialstände zu organisieren, 1790 in die Schweiz. Hier veröffentlichte er seine berühmte Schrift »Recherches sur les causes qui ont empêché les Français de devenir libres« (Genf 1792, 2 Bde.; deutsch von Genz, Berl. 1794, 2 Bde.). 1793 ließ er sich in Weimar nieder und errichtete 1795 auf dem Schloß Belvedere eine Unterrichtsanstalt für junge Engländer. 1801 in sein Vaterland zurückgekehrt, ward er von Bonaparte zum Präfekten ernannt und 1805 in den Staatsrat berufen. Unter seinen Schriften ist noch hervorzuheben: »De l'influence attribuée aux philosophes, aux francs-maçons et aux illuminés sur la Révolution de France« (Tübing. 1801; neue Aufl., Var. 1821). Vgl. Lanzac de Laborie, Un royaliste libéral en 1789: Jean Jos. M. (Par. 1887). – Sein Sohn Claude Edouard Philippe M., geb. 2. Dez. 1784, Sekretär im Kabinett Napoleons I., unter der Restauration Generaldirektor der Polizei und Pair, starb 11. Mai 1843 in Passy. Vgl. Hérisson, Souvenirs intimes et notes du baron M. (Par. 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 198.
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