Nörz

[808] Nörz (Nerz, kleiner Fisch-, Sumpf- oder Krebsotter, Steinhund, Wasserwiesel, Menk, Mink, Otter-, Wassermenk, Putorius Lutreola Bl. et Keys., s. Tafel »Raubtiere II«, Fig. 1), Raubtier aus der Familie der Marder (Mustelidae) und der Gattung Iltis (Putorius Cuv.), wird 36 cm lang, mit 13 cm langem Schwanz, erinnert in seiner Gestalt an den Fischotter und den Iltis, der Kopf ist schlanker als beim Otter, die Zehen sind durch eine kurz behaarte Schwimmhaut verbunden. Der glänzende Pelz ist braun mit gräulichem, sehr dichtem Wollhaar, auf dem Rücken und Schwanz dunkler, auf dem Unterleib graubraun, an der Kehle steht ein kleiner lichtgelber oder weißlicher Fleck, und die Schnauze ist weiß. Der N. lebt besonders in Osteuropa von der Ostsee bis zum Ural, von der Dwina bis zum Schwarzen Meer, in Bessarabien, Siebenbürgen, Galizien, hier und da in Norddeutschland. Er bewohnt einsame Gegenden, hält sich an kleinen fließenden Wassern und Seen auf, läuft schlecht, klettert nicht, schwimmt und taucht aber vortrefflich. Er nährt sich von Fischen, Fröschen, Krebsen, Schnecken und mordet gelegentlich in Federviehställen gleich dem Marder und Iltis. Am Tage hält er sich in einem kleinen Bau oder zwischen Baumwurzeln, in alten Erlenstöcken und hohlen Bäumen, besonders in unzugänglichen Brüchern auf. Die Rollzeit fällt in den Februar und März, und im April oder Mai findet man im Bau blind geborne Junge. Der amerikanische N. (Mink, Menk, P. Vison Gapper.) ist größer, kurzköpfiger und langschwänziger und hat einen vollhaarigern, weichern Pelz; er ist ober- und unterseits dunkel nußbraun, an der Kinnspitze weiß, gleicht aber sonst dem N. vollständig und wird deshalb oft nur als klimatische Abart desselben betrachtet. Der Mink lebt von Ratten, Mäusen, Fischen, Weichtieren und Vögeln und raubt Hühner und Enten. Er hält sich gern am Wasser auf, schwimmt vortrefflich, verkriecht sich in Löcher und Höhlen, und das Weibchen wirft in diesen 5–6 Junge, die in der Gefangenschaft sehr zahm werden. Die Nörzfelle des Handels stammen von beiden Tieren, die europäischen nennt man ruffische,[808] und diese sind viel geringer im Haar als die amerikanischen, die schlechthin als Nörzfelle im Handel sind. Die besten kommen aus den Hudsonbailändern als Halifaxnörz, Bostonnörz, Kanadanörz etc. Das Nörzfell ist sehr haltbar und sehr elegant, es dient zu Futtern, Pelerinen, Jäckchen, Muffen, Hüten, Besätzen etc. Die Köpfchen werden zu Vierecken zusammengestellt und geben schöne Futter. Als japanischer N. kommt ein dem Kolinski ähnliches, etwas flacheres Fell in den Handel, das zu billigen Futtern verwendet wird. Von den Imitationen hat die aus Murmel große Verbreitung gefunden. Musse, Stolas, ganze Paletots mit dem Haar nach außen werden aus Nörzmurmel hergestellt; man sieht sie mit und ohne Grotzen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 808-809.
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