Nogaret

[727] Nogaret (spr. -rä), Guillaume von, franz. Rechtsgelehrter und Staatsmann, geb. aus einer Familie[727] aus Toulouse, gest. im April 1313, ging aus der richterlichen Laufbahn 1296 in die Curia regis, den königlichen Staatsrat, über und war 1303–04 sowie 1307 bis 1313 Kanzler. 1299 ward er zum Ritter erhoben. Sein Einfluß auf König Philipp IV. den Schönen war sehr bedeutend: er übte ihn im Sinne der rücksichts- und gewissenlosen Geltendmachung der königlichen Gewalt, sowohl im Innern des Reiches wie gegenüber dem Papsttum. Er vernichtete auch Schuldlose, sobald sie ihm als der Vollmacht des Königtums hinderlich erschienen. So nahm er Papst Bonifaz VIII. 1303 in Anagni gefangen, warf 1306 alle Juden und 1307 alle Templer Frankreichs in den Kerker, um sich ihrer Güter zugunsten der Krone zu bemächtigen. Die mit List gepaarten Gewalttaten Nogarets trugen allerorten den Sieg davon. Er gründete eine Adelsfamilie, die noch heute im Gard-Departement blüht. Vgl. R. Holtzmann, Wilhelm von N. (Freib. i. Br. 1898); Scholz, Die Publizistik zur Zeit Philipps des Schönen und Bonifaz' VIII. (Stuttg. 1903); L. Thomas, La vie privée de Guillaume de N. (Toulouse 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 727-728.
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