Nogaret

[16] Nogaret (spr. Nogarä), 1) Wilhelm von N., geb. im 13. Jahrh. in St. Felice de Caraman; war Professor der Rechte in Montpellier, Großrichter in Riomes u. dann Rath Philipps IV. von Frankreich in dessen Streitigkeiten mit Papst Bonifacius VIII.; er wurde 1300 geadelt u. zum Kanzler ernannt, trat 1303 vor dem Staatsrathe als Ankläger des Papstes auf u. verlangte Zwangsmaßregeln gegen denselben; darauf wurde er nach Italien gesendet, um den Papst zu verhaften u. nach Frankreich zu bringen. N. verband sich mit Sciarra Colonna u. nahm den Papst 7. Septbr. 1303 in Anagni gefangen, allein nach 3 Tagen befreiten die Einwohner den Papst, u. N. wurde mit dem Banne belegt. Dessen ungeachtet verwaltete er sein Amt als Kanzler u. unterstützte den König gegen die Hierarchie; auch hatte er Theil an den Gewaltthätigkeiten Philipps IV. des Schönen wider die Tempelherrn. 1307 erlangte er von Clemens V. die Lösung von dem Banne u. st. 1314 in Paris. 2) N. de la Valette, s. Epernon. 3) Henri de N. d' Epernon, Duc de Candale, ältester Sohn des Herzogs von Epernon; trat 1613 in toscanische Dienste gegen die Türken, kehrte nach Frankreich zurück u. wurde von Ludwig XIII. zum ersten Kammerherrn ernannt; er trat zu Calvins Lehre über, wurde 1615 General in den Cevennen, kehrte wieder zur Katholischen Religion zurück u. diente unter dem Prinzen von Oranien im Kriege zwischen Holland u. Spanien. Vom Cardinal Richelieu beleidigt, legte er das Gouvernement von Angoumois, Saintonge u. Aunis nieder u. trat in venetianische Dienste, wurde dort Generalissimus, nach seiner Rückkehr nach Frankreich General der Armee in Guienne, später in der Picardie u. Italien u. st. 1639 in Casale.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 16.
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