Norrköping

[786] Norrköping (spr. norrdschöping), Fabrikstadt im schwed. Län Ostgotland, an der Staatsbahnlinie Katrineholm-Nässjö u. der Eisenbahn N.-Söderköping, unweit des Meerbusens Bråviken, wird durchströmt von der Motala, dem wasserreichen Abfluß des Wettersees, die in der Stadt selbst bedeutende Wasserfälle und Stromschnellen bildet, und über die mehrere Brücken führen. Unterhalb der letzten fließt der Fluß ruhig dahin und ist tief genug für die größten Schiffe. N. ist regelmäßig angelegt und hat breite, gerade Straßen, 6 öffentliche Plätze (darunter den Platz Kart Nl V, Johanns, mit der 1846 errichteten Statue des Königs, von Schwanthaler), 3 Kirchen und eine Synagoge, ein Gymnasium mit Realschule (in palastähnlichem Gebäude), eine technische Elementarschule, Handelsschule, Findelhaus, Straf- und Arbeitshaus für Weiber etc. und (1904) 44,378 Einw. (1790 erst 7739). Wichtig ist die industrielle Tätigkeit, die größtenteils durch die Motala hervorgerufen ist und der Stadt den Beinamen des »schwedischen Manchester« erworben hat. Es sind hier im Betrieb: eine mechanische Werkstätte derselben Gesellschaft, der die Werkstätten von Motala gehören, und die hier ihre großartigen Schiffswerften hat, ferner Tuchfabriken (Produktion 1900: 9,7 Mill. Kronen), Baumwollspinnereien (3,4 Mill. Kr.), Baumwollwebereien (4,2 Mill. Kr.), Zucker-, Tabak-, Papierfabriken u.a. Außerdem betreibt N. Schiffahrt und ansehnlichen Handel (1901 liefen 2590 Schiffe von 388,121 Ton. ein; Einfuhr von Getreide, Guano, Fischen, Zucker, Mineralöl, Papier; Ausfuhr von Eisen, Hafer, Geweben und Zündhölzern) und steht in Dampferverbindung mit Stockholm, den Küstenstädten an der Ostsee, Kopenhagen[786] und Lübeck. N. ist Sitz eines deutschen Konsuls. – Im Mittelalter ein unbedeutender Handelsplatz, verdankte N. seinen Aufschwung seit Beginn des 17. Jahrh. den Fabrikanlagen eingewanderter Deutscher und Niederländer (s. De Geer 1) und ist jetzt Schwedens zweitgrößte Industriestadt. Hier wurden die wichtigen Reichstage von 1604, 1769 und 1800 gehalten. Vgl. Hamnström, Om réalisationsfrågan vid riksdagen i N. år 1800 (Hernösand 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 786-787.
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