Okeghem

[13] Okeghem (Ockenheim, Okekem), Jean, niederländ. Komponist, geb. um 1430, gest. 1495, war 1413–44 Chorknabe an der Kathedrale in Antwerpen, um 1450 wahrscheinlich Schüler Dufays in Cambrai, 1453 am Hofe Karls VII. in Paris, 1454 premier chapellain, 1459 Schatzmeister an der Abtei von St.-Martin zu Tours in Frankreich, aber seit 1461 dennoch in Paris wohnend, 1465 königlicher Kapellmeister und Hofrat. O. ist das Haupt der sogen. zweiten niederländischen Schule, aus welcher Josquin, Larue, Hobrecht etc. hervorgingen, welche die durch Dunstable, Binchois und Dufay ausgebildete Kunst des mehrstimmigen Tonsatzes zu schwindelnder Höhe der Komplikation der kanonischen Nachahmungen steigerten. Von Okeghems Kompositionen sind 17 Messen, 7 Motetten, 19 Chansons und einige Kanons (darunter ein 36stimmiger [4 im neunfachen Kanon geführte Stimmen]) erhalten. Sein Stil ist gewählt und ausdrucksvoll, von besonderer Schönheit z. B. die Chanson »Se vestre cœur«. Josquin des Prés u.a. komponierten Déplorations auf seinen Tod. Vgl. Brenet (Marie Bobillier), Jean de O. (Par. 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 13.
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