Ornithologische Beobachtungsstationen

[135] Ornithologische Beobachtungsstationen dienen zur regelmäßigen Beobachtung des Vorkommens und Lebens der Vögel, speziell ihrer Zugverhältnisse. Derartige Stationen einzurichten, versuchten zuerst de Selys-Longchamps für Belgien, später A. v. Middendorff für Rußland. In Deutschland setzte auf Antrag von Reichenow die Deutsche ornithologische Gesellschaft einen Ausschuß für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands nieder, der von 1876 an Berichte in Cabanis' »Journal für Ornithologie« erscheinen ließ und zeitweise bis 300 Beobachter hatte. Es zeigte sich aber, daß auf diesem Wege das beabsichtigte Ziel nicht zu erreichen sei, und 1888 hörten die Beobachtungen und Berichte auf. In England wurden namentlich die Leuchttürme zu Stationen benutzt, und von 1880 an erschienen die »Reports on the migration of birds«. Beobachtungen von Leuchtturmwächtern haben auch Blasius in Braunschweig und Winge in Kopenhagen gesammelt und veröffentlicht. Seit 1894 veröffentlicht die Ungarische Ornithologische Zentrale Jahresberichte, die den Vogelzug in Ungarn unter Berücksichtigung der meteorologischen Verhältnisse[135] behandeln. 1905 macht man in England u. Wales regelmäßige Beobachtungen des Vogelzuges. Für Österreich-Ungarn regte v. Tschusi die Frage an und gab an der Spitze eines Ausschusses von 1882 an Berichte heraus. Auf dem ersten internationalen ornithologischen Kongresse zu Wien 1884 wurde ein internationales ornithologisches Komitee eingesetzt, das bis 1891 seine Arbeiten in einer besondern Zeitschrift: »Ornis«, auch selbständig veröffentlichte. 1901 begründete die Deutsche ornithologische Gesellschaft eine Vogelwarte in Rossitten auf der Kurischen Nehrung, die namentlich durch das von Reichenow angeregte Zeichnen eingefangener Vögel mit einem Aluminiumring wertvolle Ergebnisse für die Beurteilung der Zugstraßen geliefert hat.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 135-136.
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