Péronne

[600] Péronne (spr. perónn'), Arrondissementshauptstadt und Festung im franz. Depart. Somme, an der kanalisierten Somme, Knotenpunkt an der Nordbahn, hat eine schöne Kirche, St.-Jean (16. Jahrh.), Reste eines Schlosses (vier Türme), ein Stadthaus, ein Denkmal von Marie Fourée, die 1536 P. gegen die Spanier verteidigte, ein Collège, eine Ackerbaukammer, Zucker- und Ölfabrikation, Maschinenbau, Bierbrauerei, Handel und (1901) 4440 (als Gemeinde 4661) Einw. – P. wird schon zur Zeit der Merowinger erwähnt und war die Hauptstadt der Landschaft Santerre; hier starb Karl der Einfältige 929 als Gefangener. 1435 wurde P. nebst andern Städten an der Somme im Vertrag von Arras an Philipp von Burgund abgetreten. Als Ludwig XI. 1468 einer Einladung des Herzogs Karl des Kühnen nach P. folgte, wurde er hier 14. Okt. zu dem schimpflichen Vertrag von P. gezwungen, der ihn zu großen Zugeständnissen und zum Anteil am Rachezug gegen Lüttich verpflichtete. Nach Karls des Kühnen Tod bemächtigte sich Ludwig XI. der Stadt, und im Madrider Frieden wurde sie von Karl V. förmlich an Frankreich abgetreten. Am 26. Juni 1815 wurde P. von den Briten unter Wellington beim ersten Sturmangriff genommen; im deutsch-französischen Krieg 1870/71 kapitulierte die Stadt nach mehrtägigem Bombardement 9. Jan. 1871. Vgl. Dournel, Histoire générale de P. (Par. 1879).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 600.
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