Pöllnitz

[108] Pöllnitz, Karl Ludwig, Freiherr von, Abenteurer, geb. 25. Febr. 1692 zu Isum in Geldern, gest. 23. Juni 1775 in Berlin, Enkel des brandenburgischen Generals Gerhard Bernhard von P. (gest. 1679), machte 1708 in einem preußischen Regiment den Feldzug in Flandern mit, wurde Kammerjunker und begann bald darauf ein unstetes Wanderleben. Nach öfterm Wechsel seines Wohnsitzes sowie seines religiösen Bekenntnisses zu Paris und Berlin diente er als Offizier in Österreich, sodann in Spanien, besuchte auch England und Holland, überall schuldenhalber verfolgt, kehrte 1735 nach Berlin zurück, wurde Kammerherr und endlich 1740 Friedrichs d. Gr. Oberzeremonienmeister. 1744 wegen einer boshaften Äußerung entlassen, erhielt er nach einigen Monaten auf seine Bitten sein Amt und Gehalt wieder. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: die witzigen, aber sehr unzuverlässigen »Mémoires« (Lüttich 1734, 3 Bde.; deutsch, Frankf. 1735, 4 Bde.; eine Art Reisewerk); »Nouveaux mémoires« (Amsterd. 1737, 2 Bde.); »Mémoires pour servir à l'histoire des quatre derniers souverains de la maison de Brandebourg« (Berl. 1791, 2 Bde.; auch deutsch); »Etat abrégé de la cour de Saxe sous le règne d'Auguste III« (Frankf. 1734; deutsch, Bresl. 1736); »Histoire secrète de la duchesse d'Hanovre, épouse de George I, roi de Bretagne« (Lond. 1732) und »La Saxe galante« (Amsterd. 1734). Vgl. Droysen, Zur Geschichte Friedrichs I. und Friedrich Wilhelms I. (»Geschichte der preußischen Politik«, 4. Teil, 4. Abt., Leipz. 1870); P. v. Pöllnitz, Stammtafeln der Familie von P. (Berl. 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 108.
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