Pöllnitz

[285] Pöllnitz (Pölnitz), eine zuerst im 12. Jahrh. urkundlich erwähnte adelige Familie, welche zur unmittelbaren Reichsritterschaft in Franken u. am Oberrhein gehörte, in Sachsen u. Brandenburg zu großem Ansehn gelangte u. jetzt in zwei Hauptlinien blüht; bes. bekannt ist: Freiherr Karl Ludwig, geb. 1602 zu Issuin bei Köln, wo sein Vater Offizier war; focht als preußischer Offizier in Flandern, wurde hierauf Kammerjunker beim König von Preußen u. dann, in Ungnade u. Noth gerathen, bei der Herzogin von Orleans in Paris, wo er katholisch wurde; er trat nachher in österreichische Dienste, wurde Hauptmann, kam nach Sicilien zu stehn u. ging nach Rom, wo er sich bei dem Papst einschmeichelte; er verließ den österreichischen Dienst wieder u. wurde spanischer Obristlieutenant, kam von Spanien nach Holland zurück, entfloh im Haag seinen Schuldnern u. lebte im Dessauischen; in den ersten Regierungsjahren Friedrichs II. wurde er dessen Gesellschafter, fiel aber oft in Ungnade u. starb nach mancherlei Abenteuern 1775 als Theaterdirector in Berlin. Er schr.: Histoire secrète de la duchesse de Hanovre, Lond. 1732; Mémoires, Lüttich 1754, 3 Bde., u. ö.; Nouveaux mémoires, Amsterd. 1737, 3 Bde., u. ö.; Etat abrégé de la cour de Saxe sous le règne d'Auguste III. 1734 (deutsch, Bresl. 1736); Mem. pour servir à l'histoire des quatre derniers Souverains de la maison de Brandenbourg royale de Prusse, Berl. 1792, 2 Bde. Das galante Sachsen wird ihm mit Unrecht zugeschrieben.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 285.
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