Palmsonntag

[344] Palmsonntag (Palmtag, blauer Ostertag, lat. Dominica palmarum), der Sonntag vor Ostern, an dem man in der katholischen Kirche zur Erinnerung an den Einzug Christi in Jerusalem Palmzweige weiht und die sogen. Palmenprozession feiert. Diese Feier findet sich in der griechischen Kirche schon im 4., in der abendländischen erst im 9. Jahrh. In Rom werden die meist von der Riviera stammenden Zweige vom Papst selbst geweiht (Palmenweihe) und an alle Kirchen der Stadt verteilt. Statt echter Palmwedel (s. Phoenix) dienen in Deutschland Weidenzweige mit Kätzchen, in Rußland Buchsbaum, in Griechenland Lorbeer, in Italien Ölzweige. Das Volk heißt auch diese Surrogate Palmen und bewahrt sie zum Schutz gegen Ungemach auf. Die sogen. Palmeselprozession verdankt ihre Bezeichnung einem Esel von Holz, der mit einer Christusfigur unter Gesängen in den Straßen herumgefahren wurde, während das Volk mit geweihten Palmzweigen folgte. Sie erhielt sich in Moskau bis um 1700, in Deutschland hier und da bis um 1800. Vgl. Stückelberg, Die Palmsonntagsfeier im Mittelalter (im »Festbuch zur Eröffnung des historischen Museums«, Basel 1894); R. v. Strele, Der Palmesel (in der »Zeitschrift des D. u. O. Alpenvereins«, 1897); Wiepen, Palmsonntagsprozession und Palmesel (Bonn 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 344.
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