Paraná [2]

[430] Paraná, Küstenstaat im südlichen Brasilien (s. Karte »Südbrasilien«, Bd. 3), zwischen 22°45´-26°29´ südl. Br. und 47°55´-55°3´ westl. L., begrenzt im O. vom Atlantischen Ozean und dem Staate Santa Catharina, im N. von São Paulo, im W. von Mato Grosso und Paraguay, im S. von Argentinien und Rio Grande do Sul, 221,319 qkm groß mit über 600,000 Einw. (geschätzt; 1890 erst 1/4 Mill.). Er wurde 1853 von São Paulo abgetrennt. Das Land hebt sich von dem kurzen, schmalen Küstenstrich, in den die große Bai von Paranagua 30 km tief eindringt, steil in der Serra do Mar zu 1600–1700 m, um dann in einer großen Hochebene sich allmählich gegen SW. um 1000 m zu senken. Dieses Hochland wird durchzogen vom Rio Paranapanema mit dem Itarare, Tibagy, Rio Ivahy, Piquiry und Iguazú, die sämtlich dem die Westgrenze bildenden Paraná zugehen, während der Uruguay einem Teil der Südgrenze folgt. Alle diese Flüsse sind wegen ihrer Katarakte und Stromschnellen für den Verkehr wenig brauchbar. Auf dem Hochplateau sind die von kleinen Wäldchen (Capões), meist von großen Araukarien, durchbrochenen Grasfluren (Campos) charakteristisch, während die Vegetation der Küstenlandschaft von wunderbarer Schönheit und Üppigkeit ist. Das Klima ist an der Küste heiß und ungesund (gelbes Fieber), auf dem Hochland aber Europäern durchaus zuträglich (Sommer 19°, Winter 14°, Jahr 17°), jährliche Regenmenge 1800 mm. Nachtfröste kommen in jedem Winter vor. An der Küste baut man Baumwolle, Kaffee, Mais, Maniok, auf dem Hochland alle Getreidearten, Kartoffeln, sogar Äpfel und Birnen. Der wenig bewohnte Westen treibt Viehzucht, besonders im W. und N. von Coritiba. Von den vielen alten Missionen am Ivahy und Tibagy sind einige erneuert worden, wie São Jeronimo und São Pedro d'Alcantara. Die Bevölkerung besteht an der Küste und an einigen Punkten des Hochlandes aus Weißen, so auch in den deutschen Kolo nien Assunguy und Rio Negro, in der italienischen Kolonie Nova Italia, in den polnischen Kolonien (z. B. Polonia), im Innern aus Guarani-Indianern (Cainguás, Cayowas, Coroados). Eine Eisenbahn führt von den von überseeischen (auch Hamburger) Dampfern besuchten Häfen Paranagua und Antonina zur Hauptstadt Curitiba. Vgl. Lange, Südbrasilien (2. Aufl., Leipz. 1885); Koseritz, Bilder aus Brasilien (das. 1885); »Chorographia do P.« (Coritiba 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 430.
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