Philoxĕnos

[801] Philoxĕnos, 1) griech. Dithyrambendichter, auf der Insel Kythera um 435 v. Chr. geboren, gest. 380 in Ephesos, kam als Kriegsgefangener in den Besitz des Musikers Melanippides, der ihn ausbildete und freiließ. Bei seinem Aufenthalt am Hofe des ältern Dionysios von diesem seines Freimuts wegen in die Steinbrüche gesteckt, rächte er sich durch witzige Verspottung des Tyrannen in seinem berühmtesten Dithyrambos: »Kyklops«, der das sehr fruchtbare Motiv des in die Galathee verliebten Polyphem behandelte. Reichtum der Melodien und Freiheit der Rhythmen zeichneten ihn aus. Größere Bruchstücke eines »Der Schmaus« betitelten Nomos zeigen einen komischen Kontrast des Inhalts gegen die ernsten Rhythmen. Sammlung der Bruchstücke in Bergks »Poetae lyrici graeci«, Bd. 3.

2) (Xenaia, Axenaja) monophysitischer Theolog, geb. vor 450 in Tahal (Susiana, Persien), gest. nach 522 in Gangra (Paphlagonien), ward 485 Bischof von Mabbug (Hierapolis) und als solcher neben Severus (s. d.) von Antiochien der Hauptführer der Monophysiten unter Anastasius I., wurde von Justin I. 518 (oder 519) abgesetzt und verbannt. P. gehört zu den besten Schriftstellern der Syrer. Erhalten sind, zumeist noch ungedruckt, dogmatische Abhandlungen, Briefe, Reden, Glaubensbekenntnisse und Liturgika. Außerdem hat P. durch den Chorbischof Polykarp eine Übersetzung des Neuen Testaments und des Psalters ins Syrische anfertigen lassen, von der die Evangelien, die katholischen Briefe und die Apokalypse erhalten sind, das Ganze nur in der Bearbeitung des Thomas von Charkel (Herakleia) von 616 (hrsg. von White, Oxf. 1778–1803, 4 Bde.; das »Johannisevangelium« von Bernstein, Leipz. 1853). Vgl. Budge, The Discourses of Philoxenus (syr. und engl., Lond. 1894, 2 Bde.); Gwynn, The Apocalypse of St. John, in a Syriac version hitherto unknown (Dubl. 1897); Baschalde, Three letters of Philoxenus (Rom 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 801.
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