Phonautograph

[805] Phonautograph (griech.), Vorrichtung zum Aufzeichnen von Schwingungen. Um die Schwingungen einer Stimmgabel graphisch darzustellen, versieht man eine ihrer Zinken mit einer Spitzer (Fig. 1) aus dünnem Messingblech und führt diese Spitze, während die Stimmgabel schwingt, über eine berußte Glasplatte (schreibende Stimmgabel), oder man dreht einen berußten Zylinder TT, der sich während der Drehung vermöge des Schraubengewindes Ab in der Richtung seiner Achse langsam verschiebt, vor der fest aufgestellten Stimmgabel.

Fig. 1. Phonautograph.
Fig. 1. Phonautograph.

Die Schreibspitze zeichnet eine Wellenlinie (Fig. 2) in den Ruß als treuen Ausdruck für das Bewegungsgesetz der Stimmgabel. Führt man von dem Gestell des Zylinders und vom Fuß der Gabel Drähte nach einem Induktionsapparat und schaltet in diese Leitung ein Sekundenpendel derart ein, daß es bei jeder Schwingung den elektrischen Strom auf einen Augenblick schließt, so springt in diesem Moment von der Schreibspitze ein Fünkchen auf den Zylinder über und hinterläßt auf der gezeichneten Kurve eine Marke (Fig. 2 a, b, c); man kann dann zählen, wieviel Schwingungen die Stimmgabel während einer Sekunde gemacht hat.

Fig. 2. Wellenlinie, von einer Stimmgabel gezeichnet.
Fig. 2. Wellenlinie, von einer Stimmgabel gezeichnet.

Der P. kann auch benutzt werden, um kleine Zeiträume zu ermitteln, indem man durch passende Kontaktvorrichtungen dafür sorgt, daß in ähnlicher Weise zu Beginn und am Ende des Zeitraums Funken überspringen und sodann die Wellen der Kurve zwischen den beiden Funkenmarken abzählt. Solche Stimmgabel- oder Vibrationschronographen benutzt man zur Ermittelung der Geschwindigkeit eines Geschosses. Um auch Luftwellen mit dem P. auszuzeichnen, wird statt der Stimmgabel ein paraboloidisch geformter Schalltrichter vor dem berußten Zylinder aufgestellt, dessen verengertes Ende mit einer elastischen Membran überzogen ist, die ein leichtes, die Rußfläche sanft berührendes Schreibstielchen trägt (P. von Scott und König).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 805.
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