Pinero

[891] Pinero, Arthur Wing, namhafter engl. Dramatiker, geb. 24. Mai 1855 in London, wirkte 1874–1881 als Schauspieler am Lyzeum- und Haymarkettheater und schreibt seit 1877 Stücke von lustiger Theatermache mit oft ernsten Kunstzielen; er steht unter französischem und nordischem Einfluß mit seiner schlechten englischen Tradition. In die Jahre 1885 und 1886 fallen fröhliche Farcen: »Mayfair« (nach Sardous »Maisonneuve«), »The Magistrate«, »The Schoolmistress«; »Sweet Lavender« (1887), ein Familiendrama; »The Profligate«, eine machtvolle Tragödie. Aber erst 1893 setzt mit »The second Mrs. Tanqueray« unter dem deutlichen, durch Männer wie William Archer wirksam gemachten Einfluß Ibsens (hauptsächlich der »Nora«) Pineros Wendung zum eigentlichen Familiendrama ein. »The notorious Mrs. Ebbsmith« (1895) ist gleichfalls ein Ehestück, jedoch mehr kühn als kraftvoll. Ein drittes Ehedrama ist »The benefit of the doubt« (1895), dessen Heldin Theophile Fraser der »Nora« nachgebildet ist. Der tiefgehende nordische Einfluß verschwindet wieder in den beiden letzten Dramen, dem liebenswürdigen »Princess and the Butterfly« (1897) und dem straffen Schauspiel »Trelawny of the Wells« (1898), das uns das derbe Theaterkind in seiner Brautepisode mit einem hohen Adligen zeigt, um es der gewohnten Umgebung schließlich wieder zuzuführen. Mit dem Gesellschaftsdrama »The gay Lord Gnex« errang sich P. 1899 den letzten großen Erfolg. Pineros Dramen zeichnen sich durch frischen, leichten, elastischen Dialog aus; auch ist die Handlung spannend, aber oft dünn. Freilich fehlt es nicht selten an Einheitlichkeit der Stimmung und des Stils. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erscheint seit 1891 in London (bisher 10 Bde.). Vgl. Fyfe, Arthur Wing P., playwright (Lond. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 891.
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