Polĕmon

[85] Polĕmon, 1) P. der Philosoph, von Athen, in seiner Jugend ein Wüstling, war ein eifriger Schüler des Xenokrates und nach diesem Vorsteher der Akademie. Er forderte, daß man sich mehr im Handeln als in der Dialektik übe.

2) P. der Periëget, der berühmteste unter den sogen. Periëgeten (s. d.), aus der Troas, um 190 v. Chr., verarbeitete das auf Reisen durch die griechischen Länder aus Inschriften, Weihgeschenken, Kunstwerken etc. gesammelte urkundliche Material zu einer Reihe von Einzelwerken (z. B. über die Burg von Athen etc.), die in der Folge als gelehrte Quellensammlungen für Altertumskunde und Kunstgeschichte viel benutzt wurden. Sammlung der Fragmente von Preller (Leipz. 1838) und bei Müller, »Fragmenta historicorum graecorum«, Bd. 3 (Par. 1850).

3) Antonius, der Sophist, aus Laodikeia in Karien, geb. um 85 n. Chr., stand in Smyrna einer vielbesuchten Rhetorenschule vor und starb, von Gicht geplagt, etwa 56 Jahre alt durch freiwilligen Tod. P. genoß namentlich als Improvisator außerordentliches Ansehen und wurde auch von den Kaisern Trajan, Hadrian und Antoninus Pius mit Auszeichnungen überhäuft. Erhalten sind von ihm zwei Deklamationen, Leichenreden auf die Marathonhelden Kynegeiros und Kallimachos, künstliche Variationen desselben Themas (hrsg. von Hinck, Leipz. 1873). Derselben Zeit angehörig, vielleicht mit ihm identisch, ist der Verfasser einer im Auszug erhaltenen Physiognomik (in Försters »Scriptores physiognomici«. Leipz. 1893). Vgl. Jüttner, De Polemonis rhetoris vita operibus arte (Bresl. 1898).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 85.
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