Pole, Reginald

[85] Pole, Reginald (spr. pōl), Erzbischof von Canterbury und Kardinal, geb. im März 1500 in Staffordshire als Sohn der Margarete Plantagenet, Gräfin Salisbury, Nichte Eduards IV., gest. 18. Nov. 1558, unternahm nach Abschluß seiner Studien in Oxford längere Reisen und studierte in Padua und Paris. Nach England zurückgekehrt, war er durch keinerlei Anerbietungen zu bewegen, den kirchlichen Neuerungen Heinrichs VIII. zuzustimmen und bekämpfte sie von Italien aus durch das 1536 verfaßte Buch »Pro ecclesiae unitatis defensio«. Im Dezember 1536 vom Papst Paul III. zum Kardinal ernannt, ward P. 1537 mit einer Mission nach den Niederlanden und Frankreich betraut, aus Frankreich aber auf Andringen der englischen Regierung ausgewiesen. Darauf war er päpstlicher Legat in Spanien, präsidierte eine Zeitlang den Sitzungen des Konzils von Trient und ward nach der Thronbesteigung Marias zum Legaten in England ernannt, wo er die katholische Gegenreformation durchführen sollte. Im November 1554 sprach er im Namen des Papstes die Absolution von den über England verhängten Kirchenstrafen aus. Nach Cranmers Tod zum Erzbischof von Canterbury ernannt, leitete er die kirchliche Restauration in England, mißbilligte aber die extremen Maßregeln der Königin und hätte die von ihr begonnenen Verfolgungen gern gemäßigt. Deshalb, und weil er an dem geschlossenen Abkommen über die Kirchengüter festhalten wollte, entsetzte ihn Paul IV. der Legatenwürde, worauf sich P. in sein Erzbistum zurückzog. Unter seinen Schriften sind noch hervorzuheben: »De concilio« und »De summi pontificis officio et potestate«. Seine Briefe erschienen in 5 Bänden (Brescia 1744–57). Vgl. sein Leben von Thom. Philips (2. Aufl., Lond. 1769); Hook in den »Lives of the archbishops of Canterbury«, Bd. 8 (das. 1877); Lee, Reginald P. (das. 1887); Zimmermann, Kardinal P. (Regensb. 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 85.
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