Ratibor

[615] Ratibor, Stadt (Stadtkreis) im preuß. Regbez. Oppeln, an der hier schiffbar werdenden Oder, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Brieg-Oderberg, R.-Leobschütz und R.-Troppau, 185 m ü. M., hat eine evangelische und 4 kath. Kirchen, Synagoge und (1905) mit der Garnison (ein Infanteriebataillon Nr. 62 und 3 Eskadrons Husaren Nr. 3) 32,690 Einw., davon 4138 Evangelische und 823 Juden.

Wappen von Ratibor.
Wappen von Ratibor.

Die Industrie ist sehr ansehnlich. R. hat bedeutende Eisengießerei und Maschinenfabrikation, eine Stahl- und Schamottefabrik, eine Eisenbahnwerkstätte, eine große Eisenwarenfabrik, bedeutende Zigarrenfabrikation, Fabrikation von Korken, chemischen Präparaten, Watte, Insektenpulver, Seife, Papier und Pappe, Düten, Möbeln, Preßhefe, Zucker, Schokolade, Honigkuchen, Malz, künstlichem Dünger, Leim, Schwefelsäure etc., ein Elektrizitätswerk, lithographische Anstalten, Bierbrauerei, Dampfsäge-, Öl- und Mahlmühlen, Kunst- und Handelsgärtnerei etc. Der Handel, unterstützt durch eine Reichsbanknebenstelle, durch die Oberschlesische Fürstentumslandschaft und andre Geldinstitute, ist besonders bedeutend in Steinkohlen, Fellen, Holz, Schnupftabak, Wein und Landesprodukten. R. hat ein Gymnasium, ein Realgymnasium, ein kath. Schullehrerseminar, Taubstummenanstalt, Waisenhaus, Theater, Strafanstalt und ist Sitz eines Landgerichts, eines Hauptsteueramts, eines Bergreviers und des Landratsamts des Landkreises R. R. erhielt 1217 deutsches Stadtrecht. – Zum Landgerichtsbezirk R. gehören die 10 Amtsgerichte zu Bauerwitz, Gnadenfeld, Hultschin, Katscher, Kosel, Leobschütz, Loslau, R., Rybnik und Sohrau. Vgl. Wetzel, Geschichte der Stadt und Herrschaft R. (2. Aufl., Ratibor 1881) und Geschichte des Ratiborer Archypresbyteriales (das. 1886).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 615.
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