Rauchopfer

[628] Rauchopfer, die Verbrennung wohlriechender Stoffe, besonders des Weihrauchs, als Beigabe zu blutigen oder unblutigen Opfern, aber auch als selbständiges Opfer, namentlich in Verbindung mit Gebet und Gesang, war im Orient uralt. Bei dem Feste des Bel in Babylon verbrannten die Chaldäer nach Herodot jährlich für 1000 Talente Weihrauch, und nach Plutarch brachten die Ägypter morgens, mittags und abends der Sonne ein Weihrauchopfer dar. Bei den Juden wurden auf dem vor dem Vorhang des Allerheiligsten in der Stiftshütte und später im Tempel stehenden, mit Gold überzogenen Rauchaltar morgens und abends Spezereien verbrannt. Bei den[628] Griechen kam der Gebrauch des Weihrauchs zum Opfer etwa im 7. Jahrh. v. Chr. auf, bei den Römern erheblich später, vornehmlich in Verbindung mit Weinspenden. Die Christen betrachteten anfangs das R. als heidnischen Greuel; aber schon im Laufe des 4. Jahrh. drang es auch in den christlichen Kultus ein, nur verbot man, diese Gott und den Heiligen allein zukommende Ehrung nach römischer Sitte auch den kaiserlichen Bildsäulen zuteil werden zu lassen; s. Rauchfaß. Die protestantische Kirche hat auch diese Zeremonie beseitigt. Vgl. v. Fritze, Das R. bei den Griechen (Berl. 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 628-629.
Lizenz:
Faksimiles:
628 | 629
Kategorien: