Raugrafen

[633] Raugrafen (comites hirsuti) heißen die Glieder eines Zweiges des mit der Grafschaft im Nahegau belehnten Geschlechts seit der Mitte des 12. Jahrh. Der Stammvater heißt Emich. Vgl. Wild- und Rheingrafen. Die Stammburg der R., Baumburg, wird urkundlich seit 1140 erwähnt. 1214 teilte sich das Haus in zwei Äste: der jüngere Bruder, Gerhard, nahm seinen Sitz in Neuenbaumburg, während der ältere, Ruprecht, die Stammburg der Väter erhielt, die seitdem Altenbaumburg heißt. Letzterer Ast teilte sich dann noch mehrmals, wodurch die Zweige Altenbaumburg-Stolzenberg und Altenbaumburg-Nanstein entstanden. Als 1385 der Stolzenberger Zweig als letzter ausstarb, hatten sich die alten raugräflichen Güter stark zersplittert und waren durch Vererbung teils an das Haus Bolanden, teils an die Grafen von Sponheim, teils an Kurpfalz gekommen. Raugraf Philipp I. von Neuenbaumburg, seit 1371 mit der Erbtochter eines Boland von Altenbaumburg vermählt, vereinigte wiederum einen beträchtlichen Teil alten raugräflichen Besitzes in seiner Hand, aber sein Sohn Otto verpfändete und verkaufte zwischen 1400 und 1457 seinen Besitz an Kurpfalz; nur Neuenbaumburg fiel an das Erzstift Mainz. Das Geschlecht zog nach 1457 an den Niederrhein, wo Ottos Gemahlin, Maria von Salm, begütert war. Fortan aber betrachteten sich die Kurfürsten von der Pfalz zugleich als R., und Kurfürst Karl Ludwig (s. Karl 45) ließ den Titel wieder aufleben, indem er 1667 seine ihm 1658 an die linke Hand getraute Gemahlin Maria Luise von Degenfeld (s. d.) zur Raugräfin erhob; deren Kinder führten den gleichen Titel. Vgl. Lehmann, Urkundliche Geschichte der Burgen der bayrischen Pfalz, Bd. 4 (Kaiserslautern 1857).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 633.
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