Ruprecht

[269] Ruprecht, 1) R. Klem (d.h. clemens, der Gütige), deutscher König, ältester Sohn des Kurfürsten Ruprecht II. von der Pfalz, geb. 5. Mai 1352 in Amberg, gest. 18. Mai 1410 auf dem Schlosse Landskron bei Oppenheim, folgte 1398 seinem Vater in der Kur und ward, nachdem er schon während der ersten Gefangenschaft Kaiser Wenzels das Reichsvikariat geführt, 21. Aug. 1400 zu Rhens von Mainz, Köln, Sachsen und Pfalz anstatt des abgesetzten Wenzel zum König erwählt und 6. Jan. 1401 in Köln gekrönt. 1401 zog er nach Italien, um sich vom Papst krönen zu lassen und das Herzogtum Mailand dem Reiche wiederzugewinnen, ward aber von Giangaleazzo de' Visconti bei Brescia 21. Okt. geschlagen. Geldmangel hinderte ihn, seine Unternehmungen in Italien fortzusetzen. Nach Deutschland zurückgekehrt, bemühte er sich namentlich um Herstellung des Landfriedens. Doch stieß er überall auf Widerstand, und dieselben Fürsten, die seine Wahl bewirkt hatten, schlossen 1405 gegen ihn den Marbacher Bund. Ebensowenig Erfolg hatten seine Bemühungen, der Kirchenspaltung ein Ende zu machen. Vgl. Chmel, Regesta Ruperti regis Rom. (Frankf. 1834); Höfler, R. von der Pfalz (Freiburg 1861); Helmolt, König Ruprechts Zug nach Italien (Leipziger Dissertation, 1892); A. Winkelmann, Der Romzug Ruprechts von der Pfalz (Innsbr. 1892); Bosselmann, Die reichsstädtische Politik Königs R. von der Pfalz (Paderborn 1904).

2) Pfalzgraf, dritter Sohn des Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz und der Elisabeth von England, geb. 27. Dez. 1619 in Prag, gest. 29. Nov. 1682 in London, lernte die Kriegskunst unter Friedrich Heinrich von Oranien, focht im Dreißigjährigen Kriege gegen die Kaiserlichen, ward 1638 bei Lemgo gefangen, 1641 jedoch befreit, trat in den Dienst seines Oheims Karl I. von England und wurde Prinz Rupert genannt. Im englischen Bürgerkrieg unterlag er 1644 bei Marstonmoor und verlor 1645 das 1643 eroberte Bristol an die Puritaner. Nach der Flucht Karls I. zu den Schotten begab er sich 1647 nach Frankreich, führte nach Karls Hinrichtung mit einem Teil der Flotte einen Kaperkrieg gegen England und rettete sich 1654 endlich samt den Schiffen nach Frankreich. Nach der Restauration 1660 nach England zurückberufen, mit Ehren überhäuft und zum Admiral und Gouverneur von Windsor ernannt, kämpfte er 1665 und 1666 glücklich gegen die Holländer und befehligte 1673 in den Schlachten von Schooneveld und Kijkduin die englisch-französische Flotte. R. beschäftigte sich viel mit Chemie und Physik, machte in der Hydraulik, in der Verfertigung astronomischer Instrumente, in der Pulverfabrikation,[269] in der Kanonengießerei, in der Glasfabrikation etc. glückliche Versuche und erfand eine Komposition, die nach ihm »Prinzmetall« genannt wird. Auch als Maler und Kupferstecher machte er sich rühmlich bekannt. Er führte die vom Oberstleutnant L. v. Siegen erfundene Schabkunst (schwarze Kunst) in England ein und lieferte selbst mehrere Blätter in dieser Manier. Vgl. Warburton, Prince Rupert and the cavaliers (Lond. 1848–49, 3 Bde.); v. Treskow, Leben des Prinzen R. (2. Aufl., Berl. 1857); Eva Scott, Rupert, Prince Palatine (Lond. 1904); K. Hauck, Rupprecht der Kavalier (Heidelb. 1906).

3) R., Prinz von Bayern, ältester Sohn des Prinzen Ludwig. des präsumtiven bayrischen Thronfolgers, geb. 18. Mai 1869, trat 1886 als Leutnant in das Infanterie-Leibregiment, studierte 1889, besuchte 1890 die Kriegsakademie, wurde 1893 Rittmeister, 1896 Major, 1899 Oberst des 2. Infanterieregiments, 1900 als Generalmajor Kommandeur der 7. Infanteriebrigade in Bamberg und 1904 Kommandeur der 1. Division in München. 1906 erhielt er das Kommando des 1. bayrischen Armeekorps. R. ist vermählt mit Marie Gabriele, der Tochter des Herzogs Karl Theodor in Bayern, die ihn 1902–03 auf einer fast einjährigen Weltreise begleitete. Ihre Kinder sind Prinz Luitpold, geb. 8. Mai 1901, und Prinz Albrecht, geb. 3. Mai 1905. Er veröffentlichte: »Reiseerinnerungen aus Ostasien« (Münch. 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 269-270.
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