Oppenheim [1]

[83] Oppenheim, Kreisstadt in der hess. Provinz Rheinhessen, am linken Rheinufer und an der preußisch-hessischen Staatsbahnlinie Mainz-Worms, hat eine evang. Katharinenkirche (schöner gotischer Bau aus dem 13. und 14. Jahrh., seit 1878 restauriert) und eine kath. Franziskanerkirche, eine Simultankirche, Synagoge, Realschule, Wein- und Obstbauschule, Amtsgericht, Chinin-, Drahtstift-, Leder- und Petroleumkochgeschirrfabrikation, Kalksteinbrüche, einen Flußhafen, vorzüglichen Weinbau, Schiffahrt und (1905) 3696 meist evang. Einwohner. Über der Stadt die Ruinen der im 11. Jahrh. erbauten Burg Landskron mit Aussichtsturm. Bemerkenswert ist noch die Schwedensäule sowie die zum Kriegerdenkmal 1870/71 verwendete Syenitsäule aus dem Kaiserpalast zu Nieder-Ingelheim. – O. steht an der Stelle des Römerkastells Bauconica. Das Hofgut O. schenkte Karl d. Gr. 774 dem Kloster Lorsch, das es 1147 an das Reich abtrat. Schon vor 1226 erscheint O. als Reichsstadt, doch erhielten die Bürger erst 1287 durch Rudolf von Habsburg Anteil am Rat. O. wurde 1252 an das Erzstift Mainz und 1375 an Kurpfalz verpfändet, verlor die Reichsfreiheit, wurde im Dreißigjährigen Kriege wiederholt abwechselnd von den Schweden und den Kaiserlichen besetzt, im Oktober 1688 von den Franzosen genommen und zu Pfingsten 1689 von diesen unter Mélac zerstört. Vgl. W. Franck, Geschichte der ehemaligen Reichsstadt O. (Darmst. 1859).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 83.
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