Rauter

[639] Rauter, Oskar, Industrieller, geb. 16. März 1840 in Gumbinnen, widmete sich dem Kaufmannsstand und übernahm 1867 die kaufmännische Leitung und 1870 auch die alleinige technische Leitung der Glashütte von v. Holleben u. Komp. in Ehrenfeld bei Köln. 1872 wurde die Fabrik unter der Firma Rheinische Glashütten-Aktiengesellschaft in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, die R. als Direktor leitet. R. brachte die Erzeugung der Massenartikel von gepreßtem Glase zu besonderer Entwickelung, lieferte auch seine Kristallgläser und schuf für diese eigne Formen. Die größten Verdienste erwarb sich R. um die Glaskunstindustrie, indem er zuerst alte deutsche, römische und venezianische Gefäße mit großem Glück nachahmte, dann auch freie Nachbildungen lieferte und in den ältern Stilen, namentlich im altdeutschen und venezianischen, dessen Formen sich mit modernen, praktischen Anforderungen am besten in Einklang bringen lassen, selbständig fortarbeitete (s. Tafel »Glaskunstindustrie II«, Fig. 5). R. zählt zu den hervorragendsten Kunstindustriellen Deutschlands, und seine Gläser haben auch im Ausland allgemeine Anerkennung gefunden. 1888 gelang ihm die Wiederentdeckung der Erzeugung in der Masse gefärbten Kunckelschen Goldrubinglases, die seit Mitte des 18. Jahrh. verloren gegangen war. 1905 trat er in den Ruhestand und lebt seitdem in Ehrenfeld.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 639.
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