Roland de la Platière

[65] Roland de la Platière (spr. -lāng d'la platjǟr'), Jean Marie, franz. Staatsmann, geb. 18. Febr. 1734 in Thizy bei Villefranche im Beaujolais, gest. 15. Nov. 1793, ward Inspektor der Manufakturen in Amiens. Beim Ausbruch der Revolution war er Generalinspektor der Manufakturen und Fabriken in Lyon und gründete 1790 einen Jakobinerklub. 1791 von Lyon zur Nationalversammlung nach Paris gesandt, trat er hier in Verbindung mit den Girondisten und erhielt im März 1792 das Portefeuille des Innern, bis ihn Ludwig XVI. eines allzu freimütigen Briefes wegen 13. Juni entließ. Kaum war jedoch der Umsturz des Thrones erfolgt (10. Aug.), als R. wieder in das Ministerium eintrat. Er bewies sich als einen ebenso entschiedenen Feind der anarchischen Bestrebungen der Bergpartei, wie er jeden Angriff auf die Volksfreiheit energisch zurückwies. Beim Sturz der Girondisten Anfang Juni 1793 ward auch Rolands Verhaftung dekretiert, doch entkam er nach Rouen und gab sich auf die Nachricht vom Tode seiner Gattin selbst den Tod. Unter seinen Schriften sind die an seine spätere Gattin gerichteten »Reisebriefe« (Amsterd. 1782, 6 Bde.) und das »Dictionnaire des manufactures et des arts quien dépendent« (3 Bde.) zu erwähnen, das er für Panckouckes »Encyclopédie méthodique« schrieb. – Seine Gattin Marie Jeanne R., geb. 17. März 1754 in Paris, gest. 9. Nov. 1793, Tochter des Goldschmiedes Phlipon, wurde durch das Studium des Altertums für republikanische Ideen gewonnen. Am 4. Febr. 1780 heiratete sie R. Talentvoll, kühn, für das Edle begeistert, aber ohne feste sittliche Grundsätze, leitete sie ihren Gatten in seiner politischen Laufbahn und mit ihm die republikanische Partei. Wegen ihrer Korrespondenz mit den geflüchteten Girondisten 2. Juni 1793 verhaftet, endete sie unter der Guillotine, wobei sie eine ungewöhnliche Festigkeit bewies. Ihre lehrreichen »Mémoires« (Par. 1820; neueste Ausg. von Perroud, 1905, 2 Bde.) enthalten auch ihre übrigen Schriften; ihre Briefe wurden herausgegeben von Dauban (das. 1867, 2 Bde., und Auswahl in 1 Bd.) und von Perroud (das. 1900 bis 1903, 2 Bde.). Vgl. Dauban, Etude sur Madame R. (Par. 1864); M. Blind, Madame R. (Lond. 1886); Tarbelle, Madame R., a biographical study (das. 1896); Join-Lambert, Le mariage de Madame R. (Par. 1896); Ducos, Les trois Girondines: Madame Roland, Charlotte de Corday, Madame Bouquey, et les Girondins (das. 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 65.
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