Rupp

[268] Rupp, Julius, protest. Theolog, geb. 13. Aug. 1809 in Königsberg, gest. 11. Juli 1884 daselbst, habilitierte sich 1830 an der philosophischen Fakultät der Universität seiner Vaterstadt und wurde 1842 Garnisonprediger an der Schloßkirche. Seine in der königlich deutschen Gesellschaft gehaltenen Vorträge, seine Schrift »Der Symbolzwang und die protestantische Gewissens- und Lehrfreiheit« (Königsb. 1843), endlich eine gegen das Athanasianische Glaubensbekenntnis gerichtete Predigt brachten ihn in Konflikte mit der kirchlichen Behörde, die 1845 mit seiner Amtsentsetzung endigten. Als R. dann von der deutschreformierten Gemeinde zum Prediger gewählt wurde, versagte der König die Bestätigung. So kam es 16. Jan. 1846 zur Bildung einer Freien Gemeinde (s. Freie Gemeinden), deren Prediger R. wurde. Als er 1846 auf der Generalversammlung des Gustav Adolf-Vereins in Berlin als Abgeordneter des Hauptvereins Königsberg erschien, wurde er, als der evangelischen Kirche nicht mehr angehörig, zurückgewiesen. 1847 gründete er die Zeitschrift »Die freie evangelische Kirche« (Altenburg). 1851 wurde ihm die venia legendi an der Universität entzogen, und die Jahre 1850–54 brachten, nachdem die Bewegung des Jahres 1848 ihn vorübergehend von Strafen für unerlaubte Amtshandlungen befreit hatte, wiederholte Gefängnisstrafen. 1848 und 1849 vertrat er Königsberg als Abgeordneter im Ständehaus. 1856–62 gab er die »Königsberger Sonntagspost«, 1880–84 die »Reformblätter« heraus. Nach seinem Tod erschienen »Predigten aus den letzten Jahren seines Lebens« (Leipz. 1890) und »Literarischer Nachlaß« (hrsg. von Schultzky, Königsb. 1891–92, 3 Bde.). Vgl. Schieler, Dr. Julius R. (Dresd. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 268.
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