Saint-Just

[440] Saint-Just (spr. ßängschüst), Antoine, franz. Revolutionsmann, geb. 25. Aug. 1767 in Décize bei Nevers, gest. 28. Juli 1794, ward durch das Studium der alten Klassiker und der Rousseauschen Schriften für die republikanische Staatsform begeistert und 1792 in den Nationalkonvent gewählt. Seine Ideen hatte er in der Schrift: »Esprit de la révolution et de la constitution de France« (1791) niedergelegt. Danach wollte er einen sozialistischen Staat gründen, in dem jedes persönliche Sonderleben unterdrückt wäre und der organisierte Gesamtwille der Gesellschaft unumschränkt herrsche. Er war ein ehrlicher, aber beschränkter und düsterer Fanatiker, der das Blut fließen[440] ließ, weil er es für notwendig hielt. Er stimmte für Ludwigs XVI. Tod ohne Aufschub und trug viel zum Sturz der Gironde bei. Als Mitglied des Wohlfahrtsausschusses ward er 1793 mit Lebas in das Elsaß zur Überwachung der Truppen gesandt, erklärte hier die Guillotine in Permanenz und verfügte Hinrichtungen in Masse, beförderte aber die Reorganisation der Armee. Er war es auch, der Robespierre zur Vernichtung der Partei Dantons anfeuerte. 1794 bildete er mit Robespierre und Couthon im Konvent das allmächtige Triumvirat. Am 9. Thermidor ward er zum Tode verurteilt und bestieg mit Robespierre das Schafott. Außer einigen Poesien im Genre von Voltaires »Pucelle« hinterließ er »Œuvres politiques« (Par. 1833; neue Ausg. 1896, 2 Bde.). Vgl. Fleury, S. et la Terreur (Par. 1852, 2 Bde.); Hamel, Histoire de S. (das. 1859); Bégis, S. (das. 1892); Kritschewsky, J. J. Rousseau und S. (Bern 1895).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 440-441.
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