Sambūcus

[516] Sambūcus L. (Holunder), Gattung der Kaprifoliazeen, Sträucher oder Bäume mit sehr stark entwickeltem Mark, seltener Stauden, mit gegenständigen, fiederschnittigen, selten dreischnittigen oder mehrfach geteilten Blättern, weißen, gelblichen oder rötlichen Blüten in schirm- oder straußförmigen Blütenständen und beerenartiger, drei- bis fünfsteiniger Steinfrucht. Gegen 20 Arten meist mit relativ beschränktem Verbreitungsgebiet. S. nigra L. (schwarzer Holunder, Holder, Holler, Flieder, Schiebikenstrauch), ein bis 9 m hoher Strauch oder kleiner Baum mit großen Blättern mit 5 oder 7 Fliederblättchen, gelblichweißen, stark riechenden Blüten in großen schirmförmigen Blütenständen und schwarzen Beeren. Er wächst in Europa (nicht im äußersten Norden), in den Kaukasusländern und Südsibirien und wird bei uns in mehreren Varietäten (mit bunten, stark zerteilten Blättern etc.) als Zierstrauch, namentlich aber der Blüten und Beeren halber kultiviert. Erstere dienen als schweißtreibendes Mittel, auch zu Umschlägen, meist aber nur als Hausmittel; auch benutzt man sie zum Aromatisieren des Weines, und in manchen Gegenden werden sie gebacken gegessen. Die Weinbauer beurteilen nach der Holunderblüte die Rebenblüte: erscheint erstere gleichförmig, so ist dies auch für die Rebenblüte zu erwarten. Die mit dunkelviolettem Saft erfüllten Beeren schmecken süßlich säuerlich und dienen zur Bereitung einer Suppe und des Flieder- oder Holundermuses (Schiebikensaftes), das man früher als Arzneimittel, jetzt noch in der Küche und zum Färben des Portweins, auch zur Bereitung von [516] Branntwein und zum Fangen von Vogeln benutzt. Die innere Rinde benutzt man als kräftiges harntreibendes Mittel, ebenso den frisch ausgepreßten Saft der Wurzel, der gleichzeitig abführend wirkt. Das Holz ist sein, gelblichweiß, hart und eignet sich zu seinen Drechsler- und Tischlerarbeiten. Das Mark gibt die Holunderkügelchen zur Elektrisiermaschine und wird auch von Uhrmachern und in der Mikroskopie benutzt. Der Holunder stand bei den alten Germanen in hohem Ansehen, in dem Baum wohnt der gute Geist des Hofes und Gehöftes, die Hollermutter, Frau Ellhorn, daher schützt der Baum das Haus vor Feuersgefahr, das Vieh vor Seuchen etc. S. Ebulus L. (Zwergholunder, Attich, Erdholler), etwa 1 m hoch, krautig, mit 5–9 Fiederblättchen, weißen, außen rötlichen Blüten in dreiteiligen Doldenrispen und schwarzen Früchten, in Mittel- und Südeuropa bis Nordafrika und Persien, wurde im Altertum ebenfalls in fast allen seinen Teilen arzneilich benutzt und ist giftig. S. racemosa L. (Trauben-, Berg- oder roter Holunder), ein etwa 3 m hoher Strauch oder kleiner Baum, fast in der ganzen nördlichen gemäßigten Zone, mit meist fünf Fiederblättchen, aufrechten, dicht behaarten, eiförmigen Blütenrispen, gelblichweißen Blüten und scharlachroten Früchten, wird als Zierstrauch angepflanzt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 516-517.
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