Schneepflug

[921] Schneepflug, Vorrichtung zur Beseitigung des Schnees von Wegen und Eisenbahngleisen. Bei frischem, lockerm Schnee von geringer Höhe benutzt man einen kleinen kegelförmigen S. von Holz oder Eisenblech, der von Menschen geschoben, auch von Pferden oder einer Lokomotive gezogen wird. Dieser Pflug, in der Regel nur mit senkrechten Keilwänden, drückt den Schnee, gegen den er arbeitet, fest zusammen und findet daher bald unüberwindlichen Widerstand. Besser schon wirken gekrümmte Flächen von leichtem Eisenblech, die den Schnee schraubenartig beiseite umlegen. Weit kräftigere Wirkung erzielen Schneepflüge, die vorn an der Lokomotive befestigt oder, bei größern Schneetiefen auf eignen Rädern laufend, von einer oder mehreren Lokomotiven vorwärts gedrückt werden. Auch diese Schneepflüge sind schraubenförmig gestaltet, so daß sie zunächst den Schnee vom Boden trennen, ihn heben und dann erst seitlich fortschleudern. Derartige Pflüge werden z. B. auf norwegischen, auch auf manchen deutschen und österreichischen Bahnen an den Lokomotiven befestigt. Bei größern Pflügen von 6,5 Ton. Eigengewicht, die auf vier eignen Rädern laufen, sind die senkrechten Enden der Seitenflächen flügelartig nach der zu räumenden Breite um senkrechte Achsen verstellbar. Bei dem S. von Szarbinowski ist die senkrechte Schneide des obern Keiles um eine senkrechte Achse etwas verstellbar, und zu Seiten der wagerechten Schneiden sind noch zwei senkrechte, ebenfalls etwas verstellbare Schneiden hinzugefügt. Dadurch wird beim Durchfahren von Kurven und bei Schneewehen mit schief zur Bahn geneigter Oberfläche dem auf Entgleisung wirkenden Seitendruck entgegengewirkt. Kreiselpflüge (Kreiselschaufeln, Schneeschaufler) besitzen eine zentrisch oder auch schräg gelagerte Welle mit einem großen Schaufelrade, das in schnelle Umdrehung[921] versetzt wird. Die Antriebmaschine für diese Vorrichtung wird von einem eignen Dampfkessel oder von der schiebenden Lokomotive, der nötigenfalls noch eine zweite folgt, gespeist. Das Schaufelrad schneidet den Schnee in dünnen Schichten ab und wirft ihn vermöge der Zentrifugalkraft durch eine verstellbare Auswurföffnung in weitem Bogen seitwärts fort. Für Straßen wird der einfache S., auch der S. von Dürkoop angewendet, der einer Straßenkehrmaschine gleicht, aber statt der Bürstenwalze eine Anzahl um eine gemeinsame Achse rotierender gekrümmter Schaufeln besitzt, die den Schnee seitwärts schieben. Für Straßenbahngleise baut man auch Wagen mit zwei von den Wagenachsen aus bewegten Bürstenwalzen. Der Wagen fährt hin und her, und bei jeder Fahrt ist nur die vordere Walze in Tätigkeit.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 921-922.
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