Steißfuß

[921] Steißfuß (Lappentaucher, Colymbus L., Podiceps Lath.), Gattung der Schwimmvögel aus der Familie der Seetaucher (Colymbidae), Vögel mit breitem, platt gedrücktem Leibe, langem, ziemlich dünnem [921] Hals, kleinem, gestrecktem Kopf, langem, schlankem, seitlich zusammengedrücktem, zugespitztem Schnabel, am Ende des Leibes eingelenkten, nicht sehr hohen Füßen, mit Schwimmlappen besetzten Vorderzehen mit breiten, platten Nägeln, stummelartiger Hinterzehe, kurzen, schmalen Flügeln und statt des Schwanzes mit einem Büschel zerschlissener Federn. Die Steißfüße sind vollkommene Wasservögel, die ausgezeichnet tauchen, unter Wasser sich sehr schnell fortbewegen, auch auf dem Wasser ruhen und in einem schwimmenden Nest aus nassen Stoffen brüten. Das Gelege besteht aus 3–6 Eiern, die von beiden Eltern gezeitigt werden. Sie nähren sich von Fischen, Insekten, Fröschen, verschlucken aber auch Pflanzenteile und ihre eignen Federn, die sie sich aus der Brust rupfen. Der Haubensteißfuß (Haubentaucher, großer Lappentaucher, Lork, Krontaucher, Blitzvogel, Seedrache, Fluder, Greben, C. cristatus L., s. Tafel »Schwimmvögel V«, Fig. 1), 66 cm lang, 95 cm breit, oberseits schwarzbraun, mit weißem Spiegel an den Flügeln, weißen Wangen und weißer Kehle, unterseits weiß, seitlich dunkel gefleckt, im Hochzeitskleid (s. Tafel »Hochzeitskleider I«, Fig. 9) mit zweihörnigem Federbusch auf dem Kopf und aus langen, zerschlissenen Federn gebildetem rostroten, schwarz geränderten Kragen. Er bewohnt die Seen und Gewässer Europas nördlich bis Schweden und Finnland, Asien östlich bis Japan, auch Afrika, Australien und Neuseeland, weilt in Deutschland vom März und April bis November, überwintert bisweilen einzeln in Deutschland, sonst auf dem Meer, in Südeuropa oder Nordafrika. Er lebt paarweise an größern bewachsenen Teichen oder Seen, ist auf dem Lande sehr unbehilflich, fliegt aber verhältnismäßig schnell und sucht sich bei Gefahr stets durch Tauchen zu retten. Das Nest steht in der Nähe von Schilf auf dem Wasser, und das Weibchen legt im Mai drei weiße Eier. Die Jungen werden von der Mutter beim Schwimmen oft auf dem Rücken, beim Fluge nicht selten zwischen den Brustfedern versteckt getragen. Man jagt ihn des kostbaren Federpelzes halber (Grebenfelle, s. Federn, S. 376). Der Zwergsteißfuß (Tauch-, Haarentchen, C. nigricans Scop.), 25 cm lang, 43 cm breit, oberseits glänzendschwarz, unterseits grauweiß, dunkler gewölkt, an der Kehle schwärzlich, an Kopf-, Halsseiten und der Gurgel braunrot, ist wie der vorige weit verbreitet, weilt in Deutschland vom März, bis die Gewässer sich mit Eis bedecken, und überwintert in Südeuropa, einzeln auch an den Küsten und in Süddeutschland. Man findet ihn an bewachsenen Teichen, in Brüchern und Morästen, er lebt wie der vorige, fliegt aber schlecht und deshalb sehr ungern, nährt sich hauptsächlich von Insekten, nistet im Schilf und legt 3–6 weiße, schwach gefleckte Eier (s. Tafel »Eier II«, Fig. 18), die in 20 Tagen ausgebrütet werden. Der Ohrensteißfuß (gehörnter Lappentaucher, kleiner Kronentaucher, Hornsteißfuß, C. auritus L.). 33 cm lang, 60 cm breit, an Kopf, Hals und Oberteilen schwarz, mit breitem, goldgelbem Zügel, an Oberbrust und Seiten lebhaft braunrot, an Brust und Bauchmitte weiß, bewohnt den Norden der östlichen und westlichen Erdhälfte und erscheint bei uns im März und April und im September und Oktober als seltener Durchzugsvogel. Er geht bis zum Mittelmeer, dem Kaspischen Meer und bis zu den Bermudainseln. Die Eier (s. Tafel »Eier II«, Fig. 16) sind weiß, lehmgelb gefleckt.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 921-922.
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