Sturmvogel

[153] Sturmvogel (Thalassidroma Vig., Hydrobates Boie), Gattung der Schwimmvögel aus der Familie der Sturmvögel (Procellariidae), kleine Vögel mit schlankem Leib, großem Kopf, kleinem, geradem, an der Spitze herabgebogenem Schnabel, kurzem Hals, sehr langen Flügeln, mittellangem Schwanz, kleinen, schwächlichen, langläufigen Füßen mit drei langen, schwachen, durch Schwimmhäute verbundenen Vorderzehen und rudimentärer Hinterzehe. Die Sturmschwalbe (Gewittervogel, Petersläufer, [153] Mutter Kareys Henne, P. [Thalassidroma] pelagica Naum., s. Tafel »Schwimmvögel III«, Fig. 1), 14 cm lang, 33 cm breit, mit abgestutztem Schwanz, rußbraun, auf dem Oberkopf schwarz, auf dem Bürzel, Steiß und an den Wurzeln der Steuerfedern weiß und an den Spitzen der Flügeldeckfedern trübweiß, brütet auf den Färöern, Hebriden und andern Inseln Nordeuropas, streicht südwärts bis zum Mittelmeer und dem südlichen Atlantischen Ozean, erscheint vereinzelt, aber regelmäßig vom Oktober bis Dezember auf der Nordsee, sehr selten auf der Ostsee und im Binnenlande. Der Sturmsegler (P. Leachi Naum., Hydrobates leucorhous Vieill.), 20 cm lang, 50 cm breit, mit verhältnismäßig langem, tief gegabeltem Schwanz, der vorigen ähnlich gefärbt, bewohnt den nördlichen Atlantischen und den Stillen Ozean, erscheint bisweilen auf der Nordsee, auch im westlichen Deutschland. Beide leben meist auf hoher See, fliegen oft unmittelbar über den Wogen, die sie bald mit den trippelnden Füßchen, bald mit den Spitzen der Schwingen berühren, und ruhen selten auf dem Wasser. Sie nähren sich von Seetieren, brüten in selbstgegrabenen Höhlen nahe der See und legen ein einziges weißes Ei, das wahrscheinlich von beiden Geschlechtern ausgebrütet wird. Angegriffen, verteidigen sie sich durch Ausspeien von Tran. Den Schiffern gilt die Sturmschwalbe als Unglücksbote. Der Eissturmvogel (Fulmar, Procellaria [Fulmarus] glacialis L.), 50 cm lang, 110 cm breit, ist weiß, auf dem Mantel möwenblau, mit schwärzlichen Schwingen, bewohnt den nördlichsten Teil des Atlantischen Ozeans, die Baffinsbucht und das Grönländische Meer, wird bisweilen an die Nordseeküsten verschlagen, fliegt und schwimmt vortrefflich und kommt fast nur zur Brut aus Land, auf dem er sich sehr hilflos zeigt. Er nährt sich von Fischen und Weichtieren, ist sehr gefräßig und zudringlich, lebt und brütet gesellig auf allen hochnordischen Inseln (südlich bis zur Insel St. Kilde an der Westküste Schottlands) und legt nur ein weißes Ei; gleichwohl werden auf Westmanöer bei Island jährlich über 20,000 Junge ausgenommen, und trotzdem nimmt die Zahl der Vögel von Jahr zu Jahr zu. Man genießt das Fleisch frisch und gesalzen und gewinnt daraus auch Speise- und Brennöl. Auf der südlichen Halbkugel leben die Kaptaube (P. capensis L.) und der große antarktische S. (P. gigantea Gm.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 153-154.
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