Hebrīden

[31] Hebrīden (bei den Schotten auch Western Islands genannt), Gruppe von 521 Inseln und Inselchen an der Westküste Schottlands, im Atlantischen Ozean (s. Karte »Schottland«), die sich vom Firth of Clyde bis zur äußersten Spitze von Lewis (58°28´ nördl. Br.) hinziehen und einen Flächenraum von 7555 qkm (137,2 QM.) umfassen. Eingeteilt werden dieselben in äußere und innere H. Die äußere oder westliche Gruppe, auch Long Island genannt, bildet eine zusammenhängende, von NO. nach SW. gerichtete Kette von Inseln, die sich nach S. zu verkleinern. Sie ist durch den Nord- oder Großen Minch vom Festland, durch den Kleinen Minch von der Insel Skye geschieden. Die Inseln sind von Gneis gebildet, mit steilen Küsten, tief eindringenden Meeresarmen und zahlreichen kleinen Seen. Sie sind baumlos, meist mit Heidekraut überzogen und erreichen im Clesham auf Lewis mit 811 m ihren höchsten Punkt. Die Bewohner (1891: 45,229) bedienen sich fast ausschließlich der gälischen Sprache und sind auf Süd-Uist und Barra katholisch. Sie beschäftigen sich mit spärlichem Bau von Gerste und Hafer, vorwiegend aber mit Fischerei und Vogelsang (besonders der Eidergänse). Die bedeutendste dieser Inseln ist Lewis; südlicher liegen Nord-Uist, Benbecula, Süd-Uist und die Barrainseln, westlich die sieben kleinen Flannaninseln und in größerer Entfernung St. Kilda. Die innern H. sind eigentlich Gestadeinseln, schließen sich in ihrem geologischen Bau den schottischen Hochlanden an und bieten bei größerer Mannigfaltigkeit ihrer Oberfläche auch reichere Hilfsquellen. Auch ihre Bewohner (1891: 54,808) bedienen sich meist des Gälischen und sind auf Eigg und Canna dem katholischen Glauben treu geblieben. Zu ihnen gehören Skye, die größte der H., Mull, Islay, Jura und die kleinern Inseln: Rum, Eigg, Coll, Tiree, die heilige Insel Jona, Staffa (mit der Fingalshöhle), Colonsay, Oronsay, Raasay und Rona (östlich bei Skye) sowie Bute und Arran im Firth of Clyde. In politischer Hinsicht gehört das nördliche Lewis zur Grafschaft Roß, der Rest der äußern H. nebst Skye und Eigg zu Inverneßshire, die südlicher gelegenen Inseln (mit Ausnahme von Bute und Arran, die eine besondere Grafschaft bilden) zu Argyll. – Den Alten waren die H. unter dem Namen Ebudae oder Hebudes bekannt. Sie standen unter Häuptlingen, welche die Oberherrschaft der schottischen Könige anerkannten. Der heil. Columban predigte hier schon im 6. Jahrh. das Christentum und begründete das berühmte Kloster auf Jona (s. d.). Im 9. Jahrh. unterwarfen sich die Clans den Normanen, die auf den H. ein kurzlebiges Königreich stifteten. Im 13. Jahrh. standen die Häuptlinge unter den schottischen Königen, schalteten aber so eigenmächtig, daß fortwährende Kämpfe stattfanden. Besonders waren es die Macdonalds und die Macdougalds von Lorn (Grafen von Roß), die sich fast ganz unabhängig machten. Erst 1476 wurde die Macht der letztern gebrochen; doch behaupteten sich die Macdonalds und andre kleinere Stammeshäuptlinge bis ins 18. Jahrh. und trieben das alte Unwesen der Seeräuberei und der Empörungen fort. Erst 1748 begründete eine Parlamentsakte, die den Häuptlingen ihre Rechte nahm und Staatsbeamte einführte, Frieden und Ordnung auf den Inseln. Vgl. Buchanan, The Hebrid Isles (Lond. 1882); Cumming, In the Hebrides (neue Ausg., das. 1901); Mackenzie, History of the outer Hebrides (das. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 31.
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