Taubenschießen

[344] Taubenschießen, ein Sport von außerordentlicher Grausamkeit, bei dem vor dem Schießstand Blechkasten angebracht werden, deren Wände nur lose zusammengefügt sind, so daß der Bau zusammenfällt, wenn an einem daran befestigten Draht gezogen wird. In jeden Kasten wird eine Taube gesteckt, die man meist vorher verstümmelt hat, damit sie ihren Ausflug nicht kreisend, sondern gerade aufrecht oder nach einer bestimmten Seite nimmt. Auf ein Kommandowort des Schützen wird an dem Draht gezogen, der Kasten fällt zusammen, die erschreckte Taube fliegt davon und der Schütze muß sie so zu treffen suchen, daß sie innerhalb der Umzäunung zu Boden fällt, sonst gilt der Schuß nicht. Wo wie in Deutschland und Holland das T. verboten ist, benutzt man zum Ersatz der Tauben eine Vorrichtung, durch die mittels einer Feder Glaskugeln oder kleine Tonscheiben (Tontauben) in die Höhe geschleudert werden, und zwar mit derselben Geschwindigkeit wie der Ausflug einer Taube. Das T. blüht hauptsächlich in Monaco, England, Frankreich und Belgien. In Brüssel und Ostende allein werden alljährlich etwa 35,000 Tauben dem Blutdurst einiger Müßiggänger geopfert. Vgl. Engel, Aussprüche über die Taube und den Taubensport (Guben 1888).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 344.
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