Monăco

[52] Monăco, selbständiges Fürstentum an der Küste des Mittelländischen Meeres, wird von dem französischen Depart. Seealpen eingeschlossen und hat einen Flächenraum von 21,6 qkm (nach neuerer Messung sogar nur von 1,5 qkm) mit (1897) 15,180 Einw.

Lageplan von Monaco-Monte Carlo.
Lageplan von Monaco-Monte Carlo.

Das Klima ist außerordentlich mild und läßt Oliven, Orangen und Zitronen trefflich gedeihen (vgl. Onimus, L'hiver dans la principauté de M., climatologie et hygiène, 2. Aufl., Par. 1893). Außer diesen Produkten werden Parfümerien, Likör und Tonwaren ausgeführt. M. bildet eine absolute Erbmonarchie. Dem Fürsten stehen ein Staatsrat, bestehend aus sechs Mitgliedern, und ein Generalgouverneur zur Seite. Für die Rechtspflege besteht ein Tribunal. An bewaffneter Macht unterhält der Fürst eine Gendarmerieabteilung (86 Mann). Das Zoll- und Postwesen wird von Frankreich verwaltet. Maße und Gewichte sind die metrischen. Der Fürst ist 1878 dem lateinischen Münzvertrag beigetreten, hat auch Goldmünzen zu 100 und 20 Fr. prägen lassen. Flagge: rot-weiß (die Landesfarbe) horizontal gestreift (s. Tafel »Flaggen I«). Das Wappen (s. Tafel »Wappen II«, Fig. 14) ist von Silber und Rot senkrecht gerautet.

Die Stadt M. (s. obenstehenden Lageplan) liegt am Fuße der Tête de Chien (573 m) auf einem 800 m ins Meer vorspringenden, 300 m breiten, 58 m hohen Felsen, der an der Südseite mit alten Befestigungen versehen ist, an der Linie Marseille-Mentone der Mittelmeerbahn, ist Sitz eines Bischofs, der obengenannten Behörden und mehrerer Konsuln (darunter auch ein deutscher), hat ein altes Schloß mit schönen Parkanlagen, eine 1884–87 im byzantinischen Stil erbaute Kathedrale, öffentliche Anlagen, einen kleinen Hafen und 3292 Einw. Nördlich von der alten Stadt liegt der aus Hotels und Villen bestehende neue Stadtteil (Condamine), der als klimatischer Kurort besucht wird, mit Seebad; 2 km nordöstlich Monte Carlo (s. d.). Von M. führt eine Zahnradbahn zu dem auf französischem Gebiet gelegenen Dorfe La Turbie (486 m ü. M.), mit einer Ruine aus der Römerzeit (Trophäe des Augustus) und (1901) 2015 (als Gemeinde 7566) Einw. – Der Name M. wird abgeleitet von einem Tempel, der, dem Hercules monoecus geweiht, auf dem Felsen stand, auf dem die jetzige Stadt gebaut ist. M. gehörte als Herrschaft seit dem 14. Jahrh. der genuesischen Familie der Grimaldi (s. d.), die im 16. Jahrh. die Souveränität gewann und 1641 den Fürstentitel annahm. Beim Erlöschen der Familie Grimaldi im Mannesstamm 1731 kam das Fürstentum durch Heirat an die französischen Grafen Goyon-Matignon. Im Pariser Vertrag vom 20. Nov. 1815 wurde es in ein Schutzverhältnis zu Sardinien gestellt. Fürst Karl III. Honorius (geb. 8. Dez. 1818, gest. 10. Sept. 1889) trat die Städtchen Mentone und Roccabruna 1861 gegen eine Entschädigung von 4 Mill. Fr. an Frankreich ab. Der gegenwärtige Fürst Albert Honorius Karl, geb. 13. Nov. 1848, wurde von seiner ersten Gemahlin, einer Tochter des Herzogs von Hamilton (jetzigen Gräfin Festetics), 1880 geschieden und vermählte sich 1889 mit der Witwe des Herzogs von Richelieu, Marie Alice, geborne Heine (geb. 10. Febr. 1858, aus der bekannten Hamburger Bankierfamilie), doch wurde auch diese Ehe 1902 geschieden. Er hat große Reisen unternommen und sich durch ozeanographische Forschungen bekannt gemacht; er schrieb: »La carrière d'un navigateur« (Par. 1902, 2. Aufl. 1905) u.a. Vgl. Métivier, M. et ses princes (2. Aufl., La Fleche 1865, 2 Bde.); Boyer de Sainte-Suzanne, La principauté de M. (Par. 1884); Cais de Pierlas, Documents inédits sur M. Les Grimaldi, etc. (Turin 1885); Saige, Documents historiques relatifs à la principauté de M. (Monaco 1890–91, 3 Bde.) und M. ses origines et son histoire (Par. 1898); Lecomte-Moncharville, M. au point de vue international (das. 1898); Casimir, M., Monte Carlo et les environs (Nizza 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 52.
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